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Berliner Schulen: Böger unterstützt umstrittene Hausordnung

Die Anordnung einer Realschule in Wedding, auf dem gesamten Schulgelände ausnahmslos Deutsch zu sprechen, sorgt für Unruhe. Der Grünen-Abgeordnete Özcan Mutlu sieht darin einen Verstoß gegen das Grundgesetz.

Berlin - Schulsenator Klaus Böger (SPD) unterstützte rückhaltlos die umstrittene Hausordnung der Herbert-Hoover-Realschule. «Ich stehe voll hinter dem Verbot, auf dem Schulgelände eine andere Sprache als Deutsch zu sprechen. Das ist auch und besonders mit den Stimmen der Eltern so beschlossen worden», sagte Böger am Samstag der dpa.

Der Grünen-Abgeordnete Özcan Mutlu bewertete dagegen die Vorschrift als einen Verstoß gegen das Grundgesetz. Die türkische Zeitung «Hürriyet» wirft der Schule Diskriminierung der großen Mehrheit der Schüler vor. Rund 90 Prozent der dortigen Schüler haben Deutsch nicht als Muttersprache.

Böger gab auf Anfrage bekannt, dass eine konkrete juristische Prüfung der Regelung von Seiten der Schulverwaltung noch nicht erfolgt sei. Er verwies auf die laut Schulgesetz zu beachtende Eigenverantwortlichkeit der Schulleitung. Die aktuelle Diskussion bezeichnete Böger als eine «Folge der veränderten Realität an den Berliner Schulen». Es gebe viele Schulen mit mehr als 70 Prozent Anteil von Schülern ausländischer Herkunft. Dabei sei es nicht so, dass vor allem deutsche Eltern nachfragen würden, in welchem Umfang an der jeweiligen Schule Deutsch gesprochen werde. Vielmehr würden immer mehr ausländische Eltern vor der Anmeldung ihrer Kinder konkrete Antworten auf diese Fragen verlangen.

Nach einem Bericht der Zeitung «Der Tagesspiegel» vom vergangenen Freitag hat sich bereits der Schulausschuss des Abgeordnetenhauses mit der umstrittenen Regelung befasst. Schulsenator Klaus Böger (SPD) hat dabei das Gebot, Deutsch zu sprechen, ausdrücklich verteidigt. Mutlu sagte dagegen, im Unterricht sei die Regelung zwar in Ordnung. Alles andere darüber hinaus gehe allerdings zu weit.

Ein Sprecher der Schulverwaltung verwies im «Tagesspiegel» darauf, dass die Regelung schon vor 18 Monaten beschlossen worden sei. Die Mehrheit der Eltern stünde hinter der Hausordnung. In einem Bericht der «Berliner Morgenpost» (Samstag) heißt es, dass es gerade wegen solcher Regelungen vor diesem Schuljahr zu etwa 20 Prozent mehr Anmeldungen von Schülern gekommen sei.

Der Schulleiter der Eberhard-Klein-Hauptschule in Kreuzberg, Bernd Böttig, gibt zu bedenken, dass die Regelung wenig hilfreich sei, da eine Kontrolle nicht möglich sei. An Böttigs Schule ist kein einziger deutscher Schüler mehr angemeldet. Die Leitung der Thomas-Morus- Hauptschule in Neukölln verzichtet noch auf eine feste Regel und will das Problem pädagogisch lösen. An der Morus-Hauptschule hatten im Vorjahr mehrere Schüler eine intensive politische Diskussion über die Integration ausgelöst, als sie den so genannten Ehrenmord an einer türkischstämmigen Berlinern gutgeheißen hatten.

Die Jugendlichen an der Weddinger Herbert-Hoover-Realschule mussten die Hausordnung mit der Verpflichtung zum Deutschsprechen unterschreiben. Darin heißt es: «Die Schulsprache unserer Schule ist Deutsch, die Amtssprache der Bundesrepublik Deutschland. Jeder Schüler ist verpflichtet, sich im Geltungsbereich der Hausordnung nur in dieser Sprache zu verständigen.» Als Geltungsbereich werden den Angaben zufolge nicht nur die Schule und der Schulhof genannt, sondern auch Klassenfahrten und Wandertage. (tso/dpa)

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