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Laut Studien ist Stoßlüften effektiver, als die Nutzung von Luftfiltern.

© Daniel Bockwoldt/dpa

Berliner Schulen: Das lange Warten auf die Luftfilter

Bis Berlins Schulen mit Luftfiltern ausgestattet sind, wird es noch dauern. Zudem gibt es zwischen den Bezirken erhebliche Unterschiede, wie eine Umfrage zeigt.

Berlins Schulen sollen schon lange mit Luftfiltergeräten ausgestattet werden. Im November hieß es von der Senatsverwaltung für Bildung, die Beschaffung sei in vollem Gange. Dabei ist nicht daran gedacht, für jedes Klassenzimmer der rund 800 Berliner Schulen ein Gerät zu besorgen, sondern allenfalls für einen Teil davon. Die Luftfilter sollen in erster Linie in Räumen zum Einsatz kommen, wo Lüften schwierig ist. Laut der Bildungsverwaltung stehen dafür insgesamt 4,5 Millionen Euro aus Landesmitteln zur Verfügung. Doch es geht langsamer voran, als die Bezirksverwaltungen im Spätherbst erwartet haben. Und beim Stand der Dinge gibt es zwischen den Bezirken erhebliche Unterschiede, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt:

So teilte das Bezirksamt Spandau mit, es habe 82 Luftreinigungsgeräte für die Spandauer Schulen bestellt. Im Einsatz sind davon allerdings noch keine. "Die Auslieferung an die Schulen erfolgt nach jüngstem Kenntnisstand zwischen dem 20. und 25. Januar."

Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf hat nach eigenen Angaben 96 Luftreinigungsgeräte bestellt. Ein Großteil davon - rund 65 - sei bereits ausgeliefert worden. "In der kommenden Woche wird dann auch die Auslieferung der restlichen Geräte erfolgen. Sobald die Luftreiniger vor Ort sind, können Sie auch eingesetzt werden."

Einen eigenen Weg geht Reinickendorf: Durch Eigeninitiative des Bezirks sei bereits eine Muster-Lüftungsanlage in der Carl-Bosch-Oberschule im Test-Einsatz, teilte das Bezirksamt mit. "Es könnten künftig weitere Räume damit ausgestattet werden, wenn der Betrieb positive Ergebnisse erzielt." Außerdem seien mit den vom Senat zur Verfügung gestellten Mitteln 75 Luftfiltergeräte bestellt worden. "Geliefert werden diese Geräte voraussichtlich Ende Januar."

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Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg gab es noch gar keine Bestellungen. Das Schul- und Sportamt habe über den Jahreswechsel alle Unterlagen für eine Ausschreibung vorbereitet und inzwischen Unternehmen zur Abgabe eines Angebots aufgefordert. "Nach Prüfung der Angebote werden entsprechende Geräte bestellt." Die Anzahl der Geräte sei abhängig von den Preisen der Bieter. "Das Schul- und Sportamt hat keine Kenntnis davon, ob und wenn ja in welchen Schulen anderweitig - zum Beispiel auf Elterninitiative - beschaffte Geräte bereits im Einsatz sind."

Auch der Bezirk Mitte ist noch nicht weit gekommen: Bislang seien lediglich vereinzelt durch Fördervereine oder Elterninitiativen beschaffte Geräte im Einsatz, teilte das Bezirksamt mit. Ansonsten ist noch kein Gerät bestellt. "Derzeit werden die eingereichten Angebote ausgewertet, um die Wertungsstufe abzuschließen." Danach folge eine Zuschlagsempfehlung. "Die Rügefrist beträgt 2 Wochen, danach erfolgt die Auftragserteilung/Beauftragung zur Lieferung." Der Liefertermin hänge von der Lieferfrist des Auftragnehmers ab, als spätester Termin sei in der Ausschreibung Anfang März genannt worden.

In Treptow-Köpenick sind noch keine Geräte bestellt worden

Friedrichshain-Kreuzberg hat nach Angaben des Bezirksamts eines der teuersten, aber nach Meinung der eigenen Fachleute das beste Gerät bestellt. Es sei außerdem sehr sicher, langlebig und vor allem leise. "Da das vom Senat zur Verfügung gestellte Mittelvolumen begrenzt ist, konnten wir zunächst nur 42 Geräte bestellen." Außerdem hätten alle Schulen eine Liste bekommen mit einer Übersicht über geeignete Geräte, weil mehrere Fördervereine der Schulen zusätzliche Bestellungen planten. Die ersten vier Geräte seien am Mittwoch geliefert worden, die weiteren Geräte würden in Kürze folgen.

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Das Bezirksamt Treptow-Köpenick teilte mit, es seien noch keine Geräte bestellt worden. "Das Vergabeverfahren dauert an. Die Zuschlags- und Bindefrist musste wegen unzulänglicher Angebote verlängert werden." Der Bezirk Lichtenberg hat nach Angaben des Bezirksamts 77 Geräte bestellt, die in mehreren Lieferungen bis Mitte Februar eintreffen sollen.

Stoßlüften ist deutlich wirksamer

Im Bezirk Pankow sind bereits an 18 von 68 Pankower Schulen die vom Bezirksamt beschafften Luftfiltergeräte angeliefert worden. Insgesamt hat der Bezirk 115 Geräte bestellt. Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf hat 70 Geräte bestellt, die für Anfang Februar erwartet werden.

Für die von der Senatsbildungsverwaltung zentral verwalteten und beruflichen Schulen sind bereits 106 Geräte beschafft und ausgeliefert worden, teilte die Senatsbildungsverwaltung am Samstag mit.
Ob die Anschaffung von Luftfiltergeräten überhaupt ratsam ist, gilt als umstritten. Eine Untersuchung ergab, dass Stoßlüften deutlich wirksamer sei. Die Forscher der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hatten dafür in einem nicht genutzten Klassenzimmer die Wirkung auf Aerosole ermittelt. Dabei zeigte sich nach Angaben der Hochschule, dass die Stoßöffnung aller Fenster über drei Minuten bei Außentemperaturen von 7 bis 11 Grad Celsius die eingebrachte Konzentration an Aerosolen bis zu 99,8 Prozent gesenkt habe. Dagegen sei in dem Raum beim Einsatz von vier mobilen Luftfiltergeräten nach etwa 30 Minuten eine um 90 Prozent verringerte Konzentration gemessen worden. (dpa)

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