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Berliner Schulen: Mehr Meldungen über Gewalt

An Berliner Schulen ist die Zahl der gemeldeten Gewaltdelikte gestiegen. Im Schuljahr 2004/05 hat sich die Zahl der Delikte fast verdoppelt. Der Grund dafür sei aber auch ein besseres Frühwarnsystem, hieß es.

Berlin - Es wurden an den 984 Schulen der Hauptstadt 894 Vorfälle registriert, ein Jahr zuvor waren es noch 560. Nach Angaben der Schul- und Innenverwaltung vom Dienstag stieg die Zahl extremistisch motivierter Delikte an Schulen von 39 auf 62. Trotz des Anstiegs der absoluten Zahlen habe die Gewalt jedoch nicht zugenommen, sagte Staatssekretär Thomas Härtel von der Schulverwaltung. Vielmehr seien die Schulen sensibler im Umgang mit Gewalt und hätten die Vorfälle anders als früher konsequent gemeldet.

Die meisten Gewaltakte wurden aus Neukölln mit 135 und aus Mitte mit 205 gemeldet, die wenigsten mit 31 aus Spandau. 81 Prozent aller 894 Fälle gehen von Jungen aus.

Schulsenator Klaus Böger (SPD) schrieb in einem Vorwort zu dem von der Landeskommission Berlin gegen Gewalt vorgestellten Bericht, das Motto «hinsehen und handeln» habe sich in den Klassenzimmern, auf Schulhöfen und Schulwegen durchgesetzt. Die Schulen meldeten inzwischen auch kleinere Vorgänge an die Leitungen und Schulpsychologen. Das Berliner Frühwarnsystem der Meldepflicht sei «ein einmaliges Instrument». Die Gefahr, dass Kinder und Jugendliche zu so genannten Intensivtätern werden, schwinde durch frühe Signale von Gefährdung.

Auch Staatssekretär Ulrich Freise von der Innenverwaltung bestätigte wie Härtel einen positiven Trend. «Die Schule ist nach polizeilichen Erkenntnissen weiterhin kein Brennpunkt der Jugendgruppengewalt», sagte er auf einer Pressekonferenz im Roten Rathaus. Im Schuljahresvergleich sei bei der durch Gruppen ausgelösten Gewalt sogar ein Rückgang um 14,6 Prozent zu verzeichnen.

Auffallend zugenommen hat die Zahl der Meldungen von Körperverletzungen. Im vergangenen Schuljahr gab es 572 Fälle, im Schuljahr davor 365. Waffen spielen bei den Auseinandersetzungen eine eher geringe Rolle. Bei den 894 Gewaltakten führten die Täter in 70 Fällen Waffen mit, die nur selten benutzt wurden. Meistens handelte es sich um Schlagringe, Baseballschläger oder Messer, die vorwiegend zur Bedrohung verwendet wurden.

Die meisten Delikte wurden aus Grundschulen (198) gemeldet, gefolgt von Sonderschulen/Sekundarstufe 1 (149) und Gesamtschulen (147). Der Anteil von Schülern nichtdeutscher Herkunft an den 894 Gewaltakten beträgt 321 und damit 35,9 Prozent. Der Anteil der Schüler nichtdeutscher Herkunft an der gesamten Schülerschaft in Berlin liegt bei 80 374 von 420 597 (18,8 Prozent). (tso/dpa)

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