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Rütli

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Berliner Schulen: Wachleute sollen Neuköllns Schulen schützen

Der Bezirk verweist auf die starke Zunahme der Gewalt. Sowohl Schul- als auch Innensenator halten den Einsatz der Wachleute nur in Einzelfällen für sinnvoll.

Neukölln könnte zum deutschlandweiten Modellfall werden, wenn ein Großteil der Schulen von privaten Sicherheitsdiensten geschützt wird. Nach Auskunft von Bildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) wünschen sich 18 der 24 Oberschulen im Bezirk, dass Wachleute das Eindringen Fremder verhindern. „Der Schritt ist unausweichlich. Wir können den Eltern sonst den Schutz und die Sicherheit ihrer Kinder nicht mehr garantieren“, sagte Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) gestern. Die Gewalt an Neuköllns Schulen habe eine neue Dimension bekommen. Dass fremde Personen in Klassenräume eindringen, die Lehrer beiseite schieben, Schüler herauszerren und verprügeln, das habe es in den 90er Jahren noch nicht gegeben, sagte Buschkowsky.

Im Schuljahr 2005/06 habe es 119 Fälle von körperlicher Gewalt an Neuköllns Schulen gegeben, davon sei in 26 Fällen die Gewalt von außen in die Schule hineingetragen worden. In diesem Schuljahr seien es 136 Fälle gewesen, wobei in 27 Fällen die Gewalt von außen kam. „Das ist eine gesellschaftliche Entwicklung, auf die müssen wir reagieren.“ Es helfe nichts, hinterher die Opfer zu beklagen.

Anlass für den Vorstoß mit den privaten Wachleuten sei ein Gespräch mit arabischstämmigen Gymnasiasten gewesen, sagte Buschkowsky. Sie hätten ihn gefragt, was er tun wolle, damit sie in ihrer Schule nicht von Fremden verprügelt würden. Dass Parteikollegen auf die Idee verhalten reagieren, stört Buschkowsky nicht. Schulträger sei der Bezirk. Und das Bezirksamt wie auch der Bezirkselternausschuss hätten einstimmig zugestimmt. Buschkowsky ist „finster“ entschlossen, das Projekt zu verwirklichen, auch wenn es dafür kein Geld vom Senat geben sollte. Notfalls müsse an anderer Stelle im Bezirk gespart werden.

Während des Sommers sollen die Schulen darlegen, wie sie sich ihr Sicherheitskonzept vorstellen. Georg Krapp, Schulleiter am Albert-Schweitzer-Gymnasium in der Nähe des Hermannplatzes, wünscht sich außer einem Wachschutz eine elektronische Türschließanlage mit Chipkarten. Die Sicherheitsdienste sollen öffentlich ausgeschrieben werden, sagte Schimmang. Frühestens im Herbst könnten die ersten Wachleute vor den Schultoren stehen. Schimmang und Buschkowsky wäre es lieber, die Polizei könnte die Schulen schützen. Aber die Polizei könne nicht täglich Beamte vor den Schulen postieren. Polizeipräsident Dieter Glietsch riet den Schulen gestern, sie sollten sich erst mit ihrem Polizeiabschnitt beraten, was man tun könne, und Kooperationen mit der Polizei eingehen, bevor sie einen Antrag auf Wachschutz stellen. Für Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) sind private Wachleute definitiv „keine Dauerlösung“, sondern nur für Einzelfälle geeignet. Man sollte auch „nicht den Eindruck erwecken, als gehe ein Gewaltruck durch die Bevölkerung“, sagte Innensenator Ehrhart Körting (SPD).

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