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Selten so gelacht. Bei der Eröffnung der Strecke zum Hauptbahnhof 2014 konnte der damalige Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) gut vorbereitet dem Automaten einen Fahrschein entlocken. Normalfahrgäste haben es im Alltag meist schwerer.

© imago/Bernd Friedel

Berliner Straßenbahnen: Der BER der BVG: Die Fahrkartenautomaten

Seit zehn Jahren gelingt es der BVG nicht, moderne Automaten in Straßenbahnen einzubauen. Nun gibt es einen neuen Versuch.

Jedem seinen BER. Bei der BVG heißt das Desaster Fahrkartenautomat. Seit mehr als zehn Jahren versucht das Unternehmen, neue Geräte für die Straßenbahnen zu beschaffen. Bis heute vergeblich. Auch die neuesten Fahrzeuge sind mit Uralt-Technik bei den Automaten ausgestattet. Und es wird weiter dauern. Einen Termin, ab wann es leichter werden soll, sich ein Ticket an Bord zu kaufen, gibt es noch immer nicht.

Geplant war, die neuen Flexity-Bahnen auch mit neuen Fahrkartenautomaten fahren zu lassen. In den vier ab 2008 gelieferten Vorserienfahrzeugen waren auch tatsächlich neue Automaten der Firma ACS Solutions Schweiz installiert, die rechtzeitig schon lange vorher bestellt worden waren. Doch leider waren die Geräte extrem störanfällig und häufig außer Betrieb. Man arbeite an einer Lösung, hieß es bei der BVG damals.

Neue Bahnen, alte Automaten

Als dann im September 2011 das erste Serienfahrzeug nach Berlin kam, war die Überraschung groß: Die BVG hatte zwar eine der modernsten Straßenbahnen weltweit entwickeln lassen – beim Fahrscheinautomaten gab es aber einen Rückschritt. Eingebaut hatte man schon damals betagte Geräte, die einfach zuverlässiger waren als ihre auserkorenen Nachfolger.

Anders als moderne Geräte können die Oldies aber keine Scheine annehmen; auch das Zahlen per Karte ist nicht möglich. Zudem akzeptieren sie häufig keine Zwei-Euro-Münzen, weil die Sensorik sie nicht erkennt. Schon 2014 hatte der Fahrgastverband Igeb sarkastisch formuliert, Fahrgäste müssten weiterhin einen Handroller mit Kleingeld bei sich führen, wenn sie in der Straßenbahn Fahrscheine kaufen wollen.

Hardware meist gut, Software dagegen „sehr fehleranfällig und betreuungsintensiv“

Vor allem Touristen, die von zu Hause gewohnt sind, teure Tickets auch mit Karte oder Scheinen kaufen zu können, haben oft Schwierigkeiten, das erforderliche Kleingeld zusammenzukratzen. Ohne Fahrschein kann es in der fahrenden Bahn aber ganz schnell ungemütlich werden. Bei Kontrollen werden Fahrgäste dann schnell als Schwarzfahrer eingestuft und behandelt, weil das Ticket unverzüglich besorgt werden muss.

2014 kündigte die BVG dann an, sie wolle rund 350 neue Geräte für die Straßenbahn beschaffen; die Ausschreibung sei abgeschlossen. Dabei blieb es, weil der Hersteller Metric Insolvenz angemeldet hatte.

Auf Anfrage teilte die BVG jetzt mit, man wolle nicht wieder mit der gleichen Ausschreibung an den Markt gehen, weil man befürchte, erneut einen sehr langen Beschaffungsprozess durchlaufen zu müssen, an dessen Ende ein qualitativ minderwertiger Automat stehe. Bundesweit gebe es hierbei immer das gleiche Problem: Die Hardware sei meist gut, die Software dagegen „sehr fehleranfällig und betreuungsintensiv“.

Deshalb prüfe man derzeit, ob es möglich ist, Hard- und Software getrennt zu beschaffen. Dazu müsse aber das Hintergrundsystem angepasst werden, was noch „etwas Zeit“ in Anspruch nehmen werde, heißt es.

In Potsdam funktionieren die Automaten

Nicht überall scheint man aber diese BVG-BER-Probleme zu haben. Potsdam hat schon vor Jahren alte Geräte gegen moderne Automaten ausgetauscht, die sogar funktionieren. Und auch Braunschweig hat jetzt einen Auftrag für 100 mobile Fahrkartenautomaten im Wert von rund 1,7 Millionen Euro nach einer europaweiten Ausschreibung an die Firma Krauth Technology erteilt.

Ab dem Frühjahr 2018 sollen sie in den Straßenbahnen der neueren Generation eingebaut werden und den Ticketverkauf durch die Fahrer ersetzen. Vorher will das Unternehmen ein Gerät von den Fahrgästen einige Wochen testen lassen – im Kundenzentrum. Nicht einmal so weit ist man in Berlin gekommen.

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