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Berliner Teenager: Fotobuch: Die Jugend von heute

Drei Künstlerinnen haben tausend Teenager in der ganzen Stadt fotografiert. In Vielfalt vereint, lautet das Motto ihres Buches.

Die Gesichter bleiben anonym. Sie unterscheiden sich nur durch die Zahnspange, die lockigen Haare, den Leberfleck, das Lächeln. Lediglich das Alter erfahren die Betrachter des Buches „Teenies. Junge Gesichter in Berlin“. Statt mit Seitenzahlen sind die 272 Seiten mit dem Alter der Teenager nummeriert, von elf bis 19 Jahren. Stefie Steden, Aline Chille und Claudia Kühne vom Künstlernetzwerk „Kulturgymnastik“ haben 1000 Berliner Jugendliche fotografiert. Gut die Hälfte, 536, der Schwarz-Weiß-Bilder haben sie in einem kleinen, aber dicken Buch veröffentlicht.

„Wir wollten die Vielfalt zeigen“, sagt Steden. Die Vielfalt der Teenager. Die Vielfalt der Kieze. Die Künstlerinnen besuchten im Schuljahr 2011/12 mehr als 30 Schulen und Institutionen in Berlin. Das Schadow-Gymnasium in Zehlendorf, den Erlebnispark am Humboldthain, das Theater an der Parkaue in Lichtenberg, das Jugendforum im Abgeordnetenhaus. Auch im Mauerpark und auf der Jugendmesse You holten die Frauen die Kamera heraus und stellten den Nachwuchs vor die weiße Styroporplatte. Auf Ablehnung seien sie kaum gestoßen, sagt Steden. Aber wenn bei einer Gruppe Jugendlicher nur einer „Nein“ gesagt habe, hätten auch die anderen den Kopf geschüttelt.

Ob Frisur oder Gesichtszüge: die Bilder halten für immer fest, was sich im jungen Alter noch schnell verändert. Die Teenager-Zeit ist für viele Jugendliche ein aufregendes Durcheinander. Pickel, Partys, der erste Sex. „Das Teenageralter ist total spannend. Kindsein und Erwachsensein im ständigen Wechsel“, sagt Steden. Die Fotoshootings seien meist unkompliziert gewesen. Natürlich hätten die Teenies vor der Kamera rumgehampelt, ein bisschen cool rumgepost, wie es Jugendliche eben so machen. „Manchmal mussten wir sie auch ermahnen“, sagt Steden. Und wenn ein Junge vergessen hatte, sich Essensreste vom Mund zu wischen, wurde das im Nachhinein am Computer entfernt. Vor den Fotoshootings veranstalteten die Frauen Workshops mit den Kindern.

Insgesamt hatten sie sogar mehr als 1000 Kinder und Jugendliche fotografiert. Ins Buch kam nur die Hälfte – bei den anderen fehlten die Einverständniserklärungen der Eltern zur Veröffentlichung der Bilder.

Das Künstlernetzwerk „Kulturgymnastik“ arbeitet bereits seit 2004 projektbezogen mit Kindern und Jugendlichen, organisiert ein Handyfilmfestival, veranstaltet Aufführungen auf Plätzen und hängte Bilder in den öffentlichen Raum. Das Buch erscheint in einer Auflage von 1000 Stück. Die Hälfte der Kosten tragen die Aktion Mensch, das Deutsche Kinderhilfswerk und die Kreuzberger Kinderstiftung, den Rest sammelten die Künstlerinnen per Crowdfunding: durch Spenden im Internet.

Buchvorstellung „Teenies. Junge Gesichter in Berlin“, Mittwoch, 16 bis 19 Uhr im „Supermarkt“, Brunnenstraße 64, Gesundbrunnen. Am Mittwoch hängen dort die Porträts an den Wänden. Das Buch kostet 14,95 Euro im Buchhandel und auf shop.kulturgymnastik.de

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