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Berliner Verkehrsbetriebe: Verdi macht Druck: Streik bis Ostern

Die Gewerkschaft will die BVG bis zu den Feiertagen lahmlegen, obwohl die Arbeitgeber ein neues Angebot machen.

Im Tarifkonflikt bei der BVG hat Verdi am sechsten Streiktag die Gangart verschärft. Die Gewerkschaft will jetzt über den Freitag hinaus Busse und Bahnen lahmlegen. Die große Tarifkommission beschloss gestern, den Arbeitskampf doch nicht – wie zunächst geplant – über Ostern auszusetzen. „Die Arbeitgeber haben den Konflikt weiter angeheizt“, sagte Verdi-Sprecher Andreas Splanemann. Der Druck müsse erhöht werden. Wie lange Verdi streiken wolle, verriet die Gewerkschaft nicht. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass die BVGer während der gesamten 14-tägigen Osterferien im Ausstand bleiben.

Gestern Nachmittag kam allerdings Bewegung in den Konflikt. Die Arbeitgeberseite hat der Gewerkschaft ihr Angebot schriftlich unterbreitet und präzisiert. Nach Informationen des Tagesspiegels soll die angebotene Erhöhung für alle BVG-Mitarbeiter in Höhe von sechs Prozent, bei den Alt-Beschäftigten lediglich zu 75 Prozent auf den so genannten Sicherungsbetrag angerechnet werden. Diesen erhalten die Alt-Beschäftigten seit 2005 als Zulage zu dem seinerzeit ausgehandelten Tariflohn. Verdi hatte zuletzt darauf beharrt, zu den Verhandlungen nur dann zurückzukehren, wenn die Arbeitgeber schriftlich „ein vernünftiges Angebot“ vorlegen.

Senatssprecher Richard Meng sprach angesichts der Ausweitung des Streiks von einer „unguten Eskalation“ des Konflikts. Es sei ein falsches Signal der Gewerkschaft, erst zu streiken, statt zu verhandeln. Gleichwohl sehe der Senat keine Veranlassung, von seinen Positionen abzurücken. Auf die Frage, wie lange der Senat einen BVG-Streik mit seinen negativen Folgen für die Stadt aushalten kann, antwortete Meng lediglich mit einer Gegenfrage: „Wie lange hält Verdi das aus?“

Der Fraktionsgeschäftsführer der CDU, Frank Henkel, forderte die Gewerkschaft auf, die Streiks nicht ausufern zu lassen. Dennoch liege die Hauptverantwortung beim Senat. Er warf dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) aggressive Rhetorik vor: „Deeskalation sieht anders aus.“ Die Union hat für die Abgeordnetenhaussitzung am Donnerstag eine Aktuelle Stunde zum BVG-Streik beantragt. Der verkehrspolitische Sprecher der FDP, Klaus-Peter von Lüdeke, forderte den Senat auf, bei den Tarifforderungen hart zu bleiben. Dennoch müsse der Senat dafür sorgen, die Folgen des Streiks zu mildern – durch den Verzicht auf die Parkraumbewirtschaftung etwa. Der Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen, Volker Ratzmann, sagte, es sei Aufgabe des Senats, die Stadt handlungsfähig zu halten. Deswegen müsse er alles daran setzen, dass Verdi an den Verhandlungstisch zurückkehre. Er forderte zudem, wegen des Verkehrschaos Polizisten zur Verkehrslenkung einzusetzen. Dies lehnte die Polizei jedoch ab. Etwa jede zweite Ampel erkennt mittlerweile einen Stau und verlängert die Grünphasen für die Hauptstraße automatisch.

Auf den Straßen war es gestern nach Polizeiangaben nicht voller als in der vergangenen Streik-Woche, offensichtlich hatten sich die Pendler darauf verlassen, dass die Regional- und S-Bahnen fahren würden. Die S-Bahn fuhr fast normal, vor allem morgens fielen noch einige Züge aus. Bei der Fernbahn sah es jedoch anders aus: Trotz des abgesagten Bahn-Streiks fiel jeder zweite Fernzug von und nach Berlin aus. Der ADAC warnte, dass es am Freitag wegen des Ferienbeginns „richtig Stress auf der Straße“ geben werde.

Der BVG ist es unterdessen gelungen, zusätzliche Busse und Fahrer zu verpflichten. Der Notfahrplan mit 130 Fahrzeugen konnte so auf den wichtigsten Linien verdichtet werden. So fährt der TXL zum Flughafen Tegel teilweise alle 10 Minuten, ebenso die Ersatzbusse für die wichtigsten U-Bahn-Linien (Grafik nächste Seite).

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