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Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz in Berlin, von unten steil nach oben gesehen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Berliner Wahrzeichen fehlt das Geld: Bund und Land sollen bröckelnde Gedächtniskirche retten

Die Berliner Gedächtniskirche braucht eine neue finanzielle Basis - sonst ist sie nach Ansicht des Beirats nicht mehr zu retten. Gefordert seien der Bund und das Land Berlin.

Der Kirchentag, der nächste Woche beginnt, hat schon mal ein handfestes Thema: Ist die Gedächtniskirche noch zu retten? Das Ensemble aus moderner Betonarchitektur und Kriegsruinenmahnmal am Breitscheidplatz hangelt sich von Sanierung zu Sanierung, finanziert aus Mitteln der Kirche und vor allem aus Spenden. So geht das nicht weiter, hat jetzt der Beirat „Neues Nutzungskonzept“ nach anderthalbjähriger Diskussion beschlossen.

Bund und Land müssten sich an Sanierung und Erhaltung des Baudenkmals dauerhaft beteiligen. Die Gedächtniskirche sei ein „nationales Denkmal, das ist der entscheidende Punkt“, sagte Beiratsmitglied Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats am Freitag. Zimmermann möchte, dass die nächste Bundesregierung die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes für die Gedächtniskirche in ihren Koalitionsvertrag aufnimmt. Dass der Hauptstadtkulturvertrag gerade frisch unterschrieben ist, ohne die Kirche zu berücksichtigen, sieht er nicht als Manko.

Der Beton bröselt, doch für die Sanierung fehlt das Geld

Weil der Beton an den Waben des Glockenturms zerbröselt, steht schon die nächste millionenschwere Sanierung an. Auch das „Podium“ – das erhöhte Fundament, auf dem die Kirchengebäude stehen – muss grundlegend erneuert werden. Der Beirat unterstützt auch Pläne, die Ausstellung in der Kirchturmruine neu zu fassen und das Foyergebäude zu einer „Citykirche“ mit Cafébetrieb umzubauen. Was das alles kosten würde, ist unklar. Germer rechnet mit Sanierungskosten von zehn Millionen Euro allein für die Betonwabenfassaden, und zwar alle 15 Jahre.

Pfarrer möchte wieder mit Großplakaten werben

Um Gelder zu akquirieren, könnte sich der Pfarrer auch wieder mit Großplakaten an den Baugerüsten anfreunden, allerdings gebe es dafür wegen der veränderten Berliner Bauordnung inzwischen erhebliche Hürden. Schon 1999 sorgte die Kirche für Aufregung, als Kosmetikwerbung mit Claudia Schiffer am Glockenturm hing.

1,3 Millionen Besucher zählt die Gedächtniskirche, nach Kölner Dom und Dresdner Frauenkirche sei das Platz drei im Bundesvergleich, sagt Germer. Obwohl die Kirche also als touristisches Highlight fungiert, beteilige sich das Land nicht an den Kosten für ihren Unterhalt. So wurde es beim Bau Anfang der 1960er Jahre auch beschlossen, sagt Germer. Lange her und kaum noch zeitgemäß, findet er.

Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein liegt besonders das Projekt Citykirche am Herzen. Dort könne die Kirche niedrigschwellig Menschen erreichen und vielleicht zum Kircheneintritt bewegen. Zum Konzept soll es bald einen Workshop geben.

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