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Berlin: Berliner Wasserspiele: Beim Baden überrascht

In Berlin gibt es über 500 Wasserspiele - der Tagesspiegel stellt die schönsten in loser Folge vor. Der heutige Serienteil führt nach Tiergarten in die Von-der-Heydt-Straße 18.

In Berlin gibt es über 500 Wasserspiele - der Tagesspiegel stellt die schönsten in loser Folge vor. Der heutige Serienteil führt nach Tiergarten in die Von-der-Heydt-Straße 18.

Als August von der Heydt (1801 - 1874) in sein neu erbautes Haus einlud, konnte der ehemalige Finanzinister am 7. November 1863 hohe Gäste begrüßen: König Wilhelm I., Prinzen und Minister gaben sich die Ehre in dem Gebäude, das nach Plänen des königlichen Baumeisters Hermann Ende entstanden war. Am Abend des festlichen Tages erglühten in den Baumzweigen des Villengartens - vermutlich von Peter Joseph Lenné gestaltet - bunte Glaslämpchen, um auf eine "italienische Nacht" einzustimen.

In einer kleinen Parkanlage, der heutigen Calandrelli-Anlage zwischen Von-der-Heydt-Straße und dem Landwehrkanal, stand außerhalb der Mauern der Villa ein Brunnen mit einem Marmorstandbild. Es zeigte eine nach dem Bade überraschte Nymphe von Alexander Calandrelli. Seine 1885 enstandene Arbeit erinnerte an antike Venusstatuen. Calandrelli, der 1834 in Berlin als Sohn eines römischen Edelsteinschneiders geboren wurde, war ein Schüler Drakes. Seine Figur stand in einem Brunnenbecken mit einer Sandsteinumrandung auf einer Felsklippe, auf der in naturalistischer Gestaltung Frösche, Schildkröten, Schnecken und Wasserpflanzen angebracht waren. Das gesamte Ensemble ging während der Kriegswirren verloren. Reste waren nicht mehr vorhanden.

Vom Marmororiginal wurden durch die Gladenbecksche Kunstgießerei Repliken in Originalgröße vertrieben. Eine davon kam in den Park von Bad Wildungen, in dem sie 1979 für Berlin wieder entdeckt wurde. Mit Hilfe der Berliner Gipsformerei, die an Ort und Stelle eine Abformung vornahm, konnte die Firma Kraas im Jahre 1981 einen Abguss herstellen. Die neue Nymphe sollte den Garten der Von-der-Heydt-Villa schmücken, die inzwischen zum Amtssitz des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wieder hergerichtet wurde. Eine Rekonstruktion des Brunnen in der alten Form wurde allerdings aus formellen Gründen und wegen der zu erwartenden hohen Kosten verworfen.

Zum Schutz der Bronzefigur und der gesamten Anlage entschloss man sich, den Brunnen innerhalb der Gartenmauer aufzustellen - so wie es auch schon im vorigen Jahrhundert geplant war. Die Nymphe steht auf einem Sockel aus Sandbruchsteinen inmitten eines flachen runden Beckens. Dieses wird wiederum durch Betonsteine mit Granitvorsatz eingefasst. Aus einer Felsspalte plätschert das Wasser, und zwischen den Steinen wurden Farne und andere Feuchtigkeit liebende Pflanzen angepflanzt. Sie machen das Bild von der badenden Nymphe perfekt.

Sigrun Speckmann

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