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Assekuranzen: Seniorenversicherer Ideal legt gegen den Trend zu

Um Kunde bei der Ideal zu werden, muss man mindestens 50 Jahre alt sein. Mit seiner Spezialisierung fährt der Berliner Versicherer gut – auch in Krisenzeiten.

Berlin - Rainer M. Jacobus hofft auf die Bundesregierung. Die Idee der schwarz- gelben Koalition, verpflichtend für alle einen Pflege-Riester einzuführen, findet der Vorstandschef des Berliner Seniorenversicherers Ideal gut. Obwohl die Regierungskommission, die entsprechende Vorschläge präsentieren soll, noch gar nicht getagt hat, trifft sich schon jetzt in der Berliner Kochstraße alle 14 Tage bei der Ideal eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Pflege-Riester beschäftigt. Eines ist klar: Sobald die Regierung grünes Licht gibt, steht der Versicherer, zu dessen Kerngeschäft die Absicherung von Pflegerisiken gehört, mit einem Angebot bereit.

Um Kunde bei der Ideal zu werden, muss man mindestens 50 Jahre alt sein. Mit seiner Spezialisierung fährt der Berliner Versicherer gut – auch in Krisenzeiten. Entgegen dem Branchentrend konnte die Ideal-Lebensversicherung im vergangenen Jahr die Zahl der Neuabschlüsse um knapp 16 Prozent auf gut 42 000 Verträge steigern, das Ergebnis nach Steuern verbesserte sich von 5,9 Millionen auf 25,7 Millionen Euro, teilte Jacobus am Montagabend bei der Bilanzpressekonferenz mit.

Auch die vergleichsweise neue Sachversicherungssparte, die Ideal Versicherung AG, legte ein ansehnliches Wachstum hin und konnte die Zahl der Neuabschlüsse von gut 28 000 auf 45 000 Verträge erhöhen. Seit März ergänzt eine neue, seniorengerechte Rechtsschutzversicherung die Angebotspalette, die bisher aus Unfall-, Haftpflicht- und Hausratversicherung besteht. Das Besondere: Weil immer mehr Rentner kleine Jobs nebenher übernehmen, sind mit der Police auch Streitigkeiten rund um geringfügige Beschäftigungsverhältnisse abgesichert. Ebenfalls neu im Angebot: eine Pflege-Zusatzversicherung, die einspringt, wenn der Kunde seine Beiträge zur Sterbegeldversicherung nicht mehr aufbringen kann. Damit unterstützt die Ideal-Versicherung indirekt ihre Tochter, den Bestatter Ahorn. Denn die Sterbegeldversicherung zahlt die Kosten einer Beisetzung, und Ahorn ist Marktführer in Deutschland.

Lange Zeit ging es dem Bestatter wirtschaftlich schlecht. So schlecht, dass er Ende 2007 in ernsthafte Liquiditätsnöte geriet. Ideal verordnete Ahorn daraufhin einen strengen Sparkurs. Mit Erfolg. Obwohl 2009 weniger Menschen starben als im Vorjahr und die Zahl der Beerdigungen sank, schrieb Ahorn erstmals wieder schwarze Zahlen. Bei einem Umsatz von 58 Millionen Euro verdiente der Bestatter 850 000 Euro. Nun denkt Ahorn wieder an Expansion und liebäugelt damit, kleine Bestatterbetriebe aufzukaufen.

Nicht nur bei der Pflegereform, auch bei ihrer Kapitalanlage hofft die Ideal-Versicherung auf die Kanzlerin und ihren Finanzminister. Denn die Nettoverzinsung von 4,8 Prozent, die die Versicherung mit ihren Kapitalanlagen von 1,16 Milliarden Euro erzielt hat, beruht fast nur auf Anleihen. Aktien hat Ideal nicht im Depot. Stattdessen hat die Versicherung rund 20 Prozent ihrer gesamten Kapitalanlagen in portugiesische, spanische, österreichische und griechische Staatsanleihen und Pfandbriefe gesteckt. Eine Gefahr sieht Jacobus nicht: „Wir glauben nicht daran, dass die Währungsunion auseinanderbricht“, sagte er. 

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