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Neue Technologien wie Drohnen verändern die Kriegsführung rasant. Die Bundeswehr und andere westliche Streitkräfte haben Nachholbedarf.

© picture alliance/dpa/ukrin

Berlin setzt auf Verteidigungs-Start-ups: Junge Firmen sollen Lösungen für eine zunehmend unsichere Welt liefern

Was früher ein Randthema war, soll für Berliner Gründer zum Zukunftsmarkt werden: Verteidigungstechnologie. Der Senat will dafür ein eigenes Netzwerk der kurzen Wege aufbauen.

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Der Senat hat am Dienstag beschlossen, die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie in der Hauptstadt gezielt zu fördern. Ziel sei die „Entwicklung eines Defense-Technology-Ökosystems“, teilte die Senatskanzlei mit.

Akteure aus Wirtschaft und Forschung sollen künftig stärker miteinander vernetzt werden; zudem will der Senat die Gründung und Ansiedlung von Verteidigungs-Start-ups unterstützen. Dafür seien die „erforderlichen Strukturen im Land Berlin geschaffen“ worden.

Berlin soll zu einem europäischen Leuchturm werden im Bereich Sicherheitstechnologien und Resilienz.

Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte: „Berlin steht, wie ganz Deutschland und die internationale Staatengemeinschaft, vor einer hybriden Gefährdungslage.“ Diese habe sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter verschärft. Die deutsche Hauptstadt solle „zu einem europäischen Leuchtturm werden im Bereich Sicherheitstechnologien und Resilienz“.

Die Lage mache es notwendig, mehr in die Verteidigungswirtschaft zu investieren, sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD). Es gehe darum, Netzwerke zu stärken, einheitliche Ansprechstrukturen zu schaffen und zu klären, welche Flächen in der Stadt zur Verfügung gestellt werden könnten.

Keine Rüstungsfabriken in Berlin

„Wir werden hier gemeinsam mit Berlin Partner, die auch bislang die Unternehmensansiedlung machen, eine noch klarere Ansprechstruktur entwickeln“, sagte Giffey. Das sei ein „klares wirtschaftspolitisches Statement“. Giffey stellte allerdings auch klar: „Berlin wird nie ein Standort für Rüstungsproduktion werden.“ Für die Herstellung von Waffen und Explosivstoffen sei die Stadt zu eng besiedelt.

Federführend für den Aufbau sollen die Wirtschaftsförderung Berlin Partner und die Senatswirtschaftsverwaltung sein, unterstützt von der Wista Management GmbH in Adlershof sowie der Investitionsbank Berlin (IBB). Bei der Senatskanzlei wurde eine Stabsstelle eingerichtet, „als zentraler Ansprechpartner für den Bund und die Europäische Union“.

Manja Schreiner, die Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) begrüßt die Pläne. Entscheidend sei nun, „die Bedarfsseite“ von Beginn an einzubinden, also das Verteidigungsministerium und die Streitkräfte „Nur durch eine enge Verknüpfung mit den Test-, Bedarfs- und Beschaffungsstrukturen der Bundeswehr entsteht die notwendige Wirkung und Attraktivität für Start-ups und Unternehmen aus dem Defence- und Dual-Use-Bereich“, sagte Schreiner.

In Deutschland gilt der Freistaat Bayern, insbesondere München, als Zentrum der Verteidigungsindustrie. Im Umfeld der Technischen Universität München (TUM) und der Universität der Bundeswehr sind Start-ups entstanden, die internationale Kapitalgeber von ihren Produkten überzeugen konnten. Dort haben unter anderem die Drohnenhersteller Helsing und Quantum Systems ihren Sitz.

Doch auch die Hauptstadtregion entwickelt sich zunehmend zu einem wichtigen Standort, wobei der Schwerpunkt auf sogenannten Dual-Use-Technologien liegt. Das sind Produkte, die sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt werden können, etwa Software oder Satellitentechnologie. Zuletzt stieg die Zahl der in Berlin und Brandenburg ansässigen Firmen, die militärische oder sicherheitsrelevante Ausrüstung herstellen.

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