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Berliner Unternehmer: Krise? Welche Krise?

Die weltweite Finanzkrise bestimmt die Schlagzeilen. Doch noch laufen in Berlin die Geschäfte gut, sagen Unternehmer aus der Hauptstadt.

Während überall in der Welt die Finanzmärkte taumeln und die Regierungen Rettungspakete schnüren, scheint in Berlin die Welt noch in Ordnung zu sein. „Unsere Auftragsbücher sind voll wie eh und je“, sagt Steffi Anders, Sprecherin von Rolls-Royce in Dahlewitz. In dem Örtchen nahe Berlin stellen 2000 Mitarbeiter Triebwerke für Flugzeuge her. Ein Großteil des Exports geht in den nordamerikanischen Raum. Trotz der Krise in den USA „hatten wir bis heute noch keine einzige Stornierung eines Auftrags“, berichtet Anders.

Auch Reinhard Pätz, Geschäftsführer des Maschinenbauverbands VDMA Nordost, spricht von nach wie vor glänzenden Geschäften. Und das obwohl die Branche stark vom Export abhängt. „Von den Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten spüren wir noch nichts“, betont Pätz. Selbst die Stärke des Euro gegenüber dem Dollar sei hinnehmbar, die Unternehmen hätten Währungsschwankungen meist in ihren Planungen berücksichtigt. Echte Sorgen bereiteten den Betrieben ganz andere Dinge, etwa die hohen Rohstoffpreise und der Mangel an Fachkräften. „Die Aufträge aber, die reichen bis weit ins kommende Jahr“, sagt Pätz.

Nicht nur Wunschdenken

Dass diese Einschätzungen nicht nur Wunschdenken sind, belegen aktuelle Daten. So ist die Berliner Wirtschaft im ersten Halbjahr preisbereinigt um 2,5 Prozent gewachsen, wie das Statistische Landesamt kürzlich bekanntgab – und damit um 0,1 Prozentpunkte mehr als der Bundesschnitt. Hartmut Mertens, Chefvolkswirt der Investitionsbank Berlin (IBB), hat mehrere Erklärungen dafür, warum sich Berlins Wirtschaft aktuell so gut halten kann. Die heimischen Betriebe hätten in den vergangenen Jahren gut und vorsichtig gewirtschaftet und inzwischen eine hohe Eigenkapitalquote. Zudem sei die Exportquote im Vergleich zu anderen Bundesländern niedriger. Hart treffen könnte es seiner Meinung nach aber die Unternehmen, die über US-Banken finanziert sind. Oder solche, die mit den USA ihr Hauptgeschäft machen.

Diese Gefahr sieht auch Horst Schmidt, Geschäftsführer der Firma Gerb. Das Unternehmen stellt mit seinen 135 Mitarbeitern in Deutschland und 400 weltweit Schwingungsisolierungen für große Gebäude und Verkehrsmittel her. Das für das Unternehmen sehr wichtige US-Geschäft sei derzeit noch stabil, berichtet Schmidt. Langfristig aber, vielleicht schon ab Mitte kommenden Jahres, befürchtet er einen Einbruch. Dann, wenn einige Aufträge auslaufen. „Wir machen uns Sorgen darüber, was noch kommen könnte“, sagt Schmidt. Weil das Unternehmen keine bösen Überraschungen erleben will, steuert er nun gegen. „Wir stellen uns so breit auf, wie möglich, was die Länder, Projekte und die Finanzierung anbelangt.“ So setzt Gerb auf Kurssicherungen, wenn es um Geschäfte außerhalb Europas geht. Zudem sei das Unternehmen über unterschiedliche Banken finanziert, sagt Schmidt. „Das Gefährlichste, was uns passieren könnte, wäre ein Liquiditätsengpass.“

Optimismus in Reinickendorf

Optimismus herrscht dagegen beim Autozulieferer Körber in Reinickendorf. Geschäftsführer Benjamin Körber setzt große Hoffnungen in das US-Geschäft. Anfang des Jahres hat das Familienunternehmen ein Werk in South Carolina eröffnet. „Wir erwarten langfristig wirklich gute Geschäfte“, sagt er. Körber weiß, dass er mit seiner Zuversicht derzeit eher allein dasteht. Dennoch ist er fest davon überzeugt, dass das Gröbste der Krise bald schon wieder vorbei sein wird. „Spätestens im Januar kommt die Wende“, ist er sich sicher.

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