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Zoobogen

© Simulation: promo

Charlottenburg: Der Ku’damm erfindet sich neu

Große Bauprojekte, ein Shoppingfestival und bessere Werbung sollen den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße zukunftsfähig machen. Trotz der Wirtschaftskrise ist das Vertrauen von Investoren in den Standort offenbar ungebrochen.

Wenn es um den Kurfürstendamm geht, gerät der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) immer öfter ins Schwärmen: Zusammen mit der Tauentzienstraße sei der Ku’damm „einer der längsten Boulevards der Welt“, und die Weihnachtsbeleuchtung der vier Kilometer zwischen Wittenbergplatz und Halensee übertreffe alle anderen Metropolen. Vor allem freut ihn, dass sich die Gegend „an allen Ecken neu entwickelt und prosperiert“. Bald werde man „weite Teile der City-West nicht mehr wiedererkennen“. Trotz der Wirtschaftskrise sei das Vertrauen von Investoren in den Standort ungebrochen.

So sieht es auch die Arbeitsgemeinschaft City, die gerade ein Konzept für einen neuen Markenauftritt des „Shopping-Boulevard mit Weltruf“ erstellen ließ. Die Marketingagentur „Ad Agenda“ hat im Vorfeld des 125-jährige Bestehens des Kurfürstendamms, das 2011 gefeiert wird, Ideen entwickelt. Händler und Hauseigentümer hätten bei Treffen bereits signalisiert, sich für „neuen Schwung“ und ein „entstaubtes“ Image zu engagieren, sagt Jennifer Woelki, Geschäftsstellenleiterin der AG City. Ab Februar sollen sich damit drei „Regionalmanager“ beschäftigen, die für drei Jahre ins Amerika-Haus ziehen. Federführend ist dabei der Bezirk, an den Kosten beteiligen sich der Senat und die AG City.

Noch wirkten Ku’damm und Tauentzienstraße „leicht nostalgisch“ und strahlten „punktuell 60er- und 70er-Jahre-Feeling“ aus, urteilt die Marketingagentur. Damit sei der Boulevard wenig attraktiv für junge Leute. Als weitere Probleme gelten der hohe Anteil von Filialisten, uneinheitliche Ladenöffnungszeiten, der „lieblos gestaltete“ Mittelstreifen und viele Baustellen. Als Stärken nennt das Konzept die Weltstadt-Atmosphäre, die einzigartige Auswahl im „größten Shoppingrevier Deutschlands“ und die Vielzahl naher Hotels und Restaurants. Nötig seien jedoch mehr Freiluftcafés.

Auch die Seitenstraßen sollen zum „Erlebnisraum“ werden. Die Agentur schlägt für Mai ein Shoppingfestival als Nachfolger der „Langen Nacht des Shoppings“ vor. Diese Einkaufsparty mit Öffnungszeiten bis 24 Uhr und Rahmenprogramm hatte Veranstalter Tommy Erbe im Herbst nach neun Jahren abgesagt, weil sich zu wenige Läden an den Kosten beteiligten. Umstritten blieb der begleitende Jahrmarkt. Jetzt strebt die AG City ein höheres Niveau an, die Einzelheiten stehen aber noch nicht fest. 2010 könnte es außerdem einen „Sommernachtsboulevard“ mit Musik, Shows sowie Open-Air-Angeboten der Händler und Gastronomen geben. Mögliche Events seien auch eine „Weltmeisterschaft der Schaufensterdekorateure“, eine „Parade der Weltmarken von A wie Adidas bis Z wie Zara“ und Shopping-Führungen für spezielle Zielgruppen. Die Bauprojekte könnten bei einem „Tag der offenen Baustelle“ werden, heißt es. Infosäulen, Faltblätter und Internetseiten sollen auf Beeinträchtigungen durch die Bauarbeiten hinweisen, aber Besuchern zugleich „die tollen Zukunftsaussichten“ vermitteln.

Tatsächlich verändert die City-West ihr Gesicht. So wächst zwischen Breitscheidplatz und Bahnhof Zoo derzeit das 119 Meter hohe „Zoofenster“ heran, das Ende 2011 als Waldorf-Astoria-Luxushotel öffnen soll. Der Bau des Riesenrads am Zoo verzögert sich zwar wegen Finanzierungsproblemen, doch Stadtrat Gröhler ist „sicher, dass es kommt“.

Der aktuelle Stand weiterer Bauvorhaben wurde jetzt bei einer Veranstaltung des CDU-Forums für Bau, Verkehr und Umwelt bekannt. So will die Bayerische Immobilien Gruppe im Mai den Bauantrag für die „Zoobogen“-Gebäude an der Hardenberg- und Budapester Straße stellen. Dazu gehören das Kino Zoo-Palast und das sogenannte Bikini-Haus. Nach achtjähriger Planung hat der Investor vor kurzem den städtebaulichen Vertrag mit dem Bezirk geschlossen. Im Bikini-Haus verdoppelt sich die Geschossfläche auf rund 46 000 Quadratmeter. In den unteren zwei Etagen sei eine „marktplatzähnliche Shoppingmall“ geplant, sagte Projektleiter Stefan Günster. Die Passage solle sich von üblichen Einkaufszentren unterscheiden und zum Beispiel Berliner Designerläden aufnehmen. Darüber ist ein Hotel geplant. Aufgegeben wurde die Idee eines „Themenhotels Zoo“ mit Zugang zum Tierpark – zumal diese Idee beim Zoo auf wenig Begeisterung stieß. Nun geht es um ein Vier-Sterne-„Designhotel“ mit 210 Zimmern und vier Penthäusern. Der Zoo-Palast behält den denkmalgeschützten Hauptsaal mit mindestens 850 Plätzen. Kleinere Kinosäle schließen, doch dafür entstehen drei neue. Insgesamt biete der Zoo-Palast künftig mehr als 2100 Sitze, sagte Günster. Ende 2012 soll alles fertig sein.

Bereits im Herbst 2011 will die Freo-Gruppe am Ku’damm 195 / Ecke Bleibtreustraße einen achtstöckigen Neubau mit Büros, Wohnungen und einer kleinen Anzahl von Läden eröffnen. Freo-Manager Sebastian Klatt schätzt die Kosten auf 100 Millionen Euro und rechnet mit 500 neuen Arbeitsplätzen. Das denkmalgeschützte Hochhaus, unter dem einst der Herrenausstatter Selbach residierte, wird ab Februar saniert. Die Arbeiten für den Neubau folgen im Juli bis August.

Noch keine Termine gibt es für die geplanten Umgestaltungen im Ku’damm-Karree und Haus Cumberland. Dafür kommt der Halenseer Teil des Ku’damms ein Stück weit aus dem Schattendasein: Im ersten Halbjahr 2010 baut die Bauhaus-Kette auf dem alten Güterbahnhof Halensee an der Stadtautobahn eine Filiale, die ein Jahr später öffnen soll. Um der Ku’damm-Lage gerecht zu werden, bekommt der Baumarkt eine besondere Architektur: Zur Straße hin wird es einen Wintergarten mit Bäumen, Pflanzen und Café geben.

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