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Einsparungen: Vattenfall droht mit Verkauf der Servicesparte

Frühere Bewag-Mitarbeiter sollen bei Vattenfall Europe weniger Geld verdienen. Auf Widerstand der Gewerkschaft reagiert der Konzern verschnupft.

Vattenfall unternimmt einen weiteren Kompromissversuch im Tarifstreit mit den Gewerkschaften. Für Donnerstagnachmittag hat Tuomo Hatakka, Vorstandschef der Vattenfall Europe AG, Vertreter von IG Metall, Verdi und IG BCE zum Gespräch geladen. Es geht um mittelfristige Einsparungen beim Personal in Höhe von 180 Millionen Euro.

Der überwiegende Teil davon soll durch Altersteilzeit erbracht werden, etwa 70 Millionen möchten Hatakka und Personalvorstand Udo Bekker bei langjährigen Beschäftigten einsammeln. Betroffen wären vor allem auch ehemalige Bewag-Mitarbeiter in Berlin, denen Einkommensverluste bis zu 7500 Euro pro Jahr drohen. Die Gewerkschaften verweisen auf gültige Verträge und verweigern bislang Zugeständnisse. Der Konzern droht nun damit, den Bereich Kundenservice mit 750 Mitarbeitern, davon 530 in Berlin, zu verkaufen und ködert gleichzeitig die Gewerkschaften mit der Aussicht auf langfristige Beschäftigungszusagen.

Der Konflikt hat historische Ursachen. Die deutsche Vattenfall, eine Tochter des gleichnamigen schwedischen Staatskonzerns, entstand durch den Zusammenschluss der Stromversorger HEW (Hamburg), Bewag (Berlin) und der ostdeutschen Braunkohle- und Kraftwerkkonzerne Veag und Laubag. Seit 2007 gibt es einen Konzerntarifvertrag für alle 20 000 Vattenfall-Beschäftigten hierzulande. Damit sich niemand mit dem Konzerntarif verschlechtert, gibt es Überleitungsregelungen, die im Prinzip bis zum Ausscheiden aus der Firma gelten. An diese Besitzstände will die Konzernführung nun ran und begründet das mit dem seit 2007 rückläufigen Gewinn.

Von den vier Gründungsunternehmen zahlte die Bewag am besten. Deshalb ist nun in Berlin die Betroffenheit am größten. Nach Angaben von Personalchef Bekker bekommen die früheren Hamburger HEW-Mitarbeiter rund 2000 Euro im Jahr mehr, als der Konzerntarifvertrag vorsieht. Bei den ehemaligen Bewag-Beschäftigten sind es aber 7500 Euro. In Berlin gilt das für 4200 Personen. Nach Angaben von Verdi gehören mehr als 90 Prozent dieser 4200 Arbeitnehmer der Gewerkschaft an – deshalb ist die Neigung der Verdi-Vertreter auch nicht sehr ausgeprägt, sich auf einen Kompromiss mit der Vattenfall-Führung einzulassen.

Die wiederum argumentiert am Beispiel Kundenservice mit dem Wettbewerb: Bekker zufolge agieren Anbieter auf dem Markt, die bis zu 50 Prozent günstiger sind als Vattenfall. Wenn er die eigenen Leute nur noch nach Konzerntarif bezahlte, würde dieser Abstand deutlich verringert. Wenn nicht, wird der Bereich vermutlich verkauft. Dem Vernehmen nach sucht Vattenfall bereits nach potenziellen Käufern.

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