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Heik Afheld trifft …: H.-C. Maaß, VW-Statthalter

Heute sitzt der stattliche Herr mit der platzgreifenden Aura in einer eleganten und gut gesicherten Büroetage ganz oben im Volkswagen-Eck Lindencorso Unter den Linden. Dort leitet er die Konzernrepräsentanz des größten deutschen Autobauers.

Die Zugangshürden sind verständlich. Von Zeit zu Zeit tagen hier die obersten Gremien seines Arbeitgebers hinter streng verschlossenen Türen.

Mit verschlossenen Türen hat der erfahrene Wirtschaftsfachmann ganz besondere persönliche Erfahrungen. Die Stasi hatte ihn nach einem gescheiterten Fluchtversuch per Schlauchboot über die Ostsee in Haft gesetzt. Der Grund für den Versuch, der DDR zu entfliehen, wirkt heute noch abstruser als damals. Mit zwei Kommilitonen waren sie 1971 zu einem Fußballspiel der westdeutschen Elf gegen Polen nach Warschau gereist. 21 Jahre war der Pfarrerssohn jung und Student an der landwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt-Uni. Wegen dieser Reise wurde er exmatrikuliert und aus der FDJ ausgeschlossen. Ein normaler Berufsweg war nicht mehr möglich. Nach 70 Tagen im Gefängnis kam er durch eine Amnestie frei und wurde 1974 vom Westen dank vieler Interventionen seines Vaters und anderer Freunde „freigekauft“. So konnte er an der TU sein Agrarstudium sowie ein Aufbaustudium in VWL und Außenhandel abschließen.

Danach startete er seine sehr erfolgreiche Karriere als Öffentlichkeitsarbeiter. Zuvor war er noch der „Persönliche“ des Kultusministers in Hannover und Direktor des Bildungszentrums Barendorf in der Lüneburger Heide. Den Mauerfall erlebte er als Sprecher des Bundesverkehrsministeriums und als vom Kanzleramt abgeordneter Berater des DDR-Ministerrats für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Und als „Entdecker von Angela Merkel“, so heißt es zumindest in der Merkel-Biografie von Wolfgang Stock. Tatsächlich hatte Maaß die heutige Kanzlerin Lothar de Maizière vorgestellt, der eine Vize-Regierungssprecherin suchte.

1990 kam der Wechsel in die Wirtschaft. Das waren spannende und herausfordernde Zeiten als PR-Chef von debis und Adtranz aus der Daimler-Familie mit dem glücklosen und wichtigtuerischen Chef Schrempp. Kaum weniger turbulent war es für Maaß danach als PR-Manager für Toll-Collect, als die Verzögerungen zu kräftigen politischen und medialen Angriffen führten. Dann war er auch noch Public-Affairs-Manager für T-Systems. Seit diesen turbulenten Jahren hat er eine große Hochachtung für Manfred Gentz, damals Finanzvorstand bei DaimlerChrysler und heute unter anderem TU-Kuratoriumsvorsitzender, bewahrt.

In Berlin ist er ein kritischer Beobachter der politischen und wirtschaftlichen Szene. Nicht alles läuft für den auch persönlich anspruchsvollen PR-Chef gut und rund genug in der Stadt. Dennoch, so wie VW für ihn „das Auto“ ist, sieht er Berlin als „die Stadt“, die als Kompetenzzentrum für Verkehr aber gerne noch etwas ehrgeiziger und fortschrittlicher sein könnte.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

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