zum Hauptinhalt

HEIK AFHELDT trifft …: Airline-Chef Klaus Sieger

Klaus Sieger, groß, sportlich gebräunt, weißes Hemd, goldene Manschettenknöpfe, ein helles, fröhliches Leuchten in den Augen, Kennedyfrisur – so stürmt er ins Linden-Einstein, als sei sein Name auch sein Motto. Sieger-Feeling ist in seiner Branche heute eher ungewöhnlich und bitter notwendig.

Klaus Sieger, groß, sportlich gebräunt, weißes Hemd, goldene Manschettenknöpfe, ein helles, fröhliches Leuchten in den Augen, Kennedyfrisur – so stürmt er ins Linden-Einstein, als sei sein Name auch sein Motto. Sieger-Feeling ist in seiner Branche heute eher ungewöhnlich und bitter notwendig. Der Himmel für die Luftfahrt hat sich gefährlich verdunkelt. Steil steigende Treibstoffpreise, Emissionsabgaben und Kaufkraftverluste bei den Kunden: wahrlich kein Sommermärchen! Vor allem für mittelgroße Player.

Mit 21 Fluggeräten und 630 Mitarbeitern macht das Unternehmen etwa 150 Millionen Umsatz und schreibt schwarze Zahlen. Der Flughafen Tegel ist faktisch Hauptsitz, auch wenn es formal noch Köln ist. Drei Geschäftsfelder nennt der junge, dynamische CFO, der seit Anfang 2007 die Geschicke der Firma mit seinem Kollegen Olaf Markow steuert: Das „Wet Lease“ – Leihe von Flugzeug mit Besatzung – an Gesellschaften wie Air Berlin oder Tuifly, das Chartergeschäft mit dem freien Verkauf von Restplätzen und eigene Linienflüge z. B. nach Tel Aviv, Korsika, Kreta, Kurdistan oder Pristina.

Sie arbeiten mit einer extrem schlanken Verwaltung. Die hohen Treibstoffkosten – etwa 30 Prozent der Betriebskosten – werden beim Wet-Lease vom Kunden getragen und belasten heute alle Wettbewerber. Nur die Airlines aus den Vereinigten Arabischen Emiraten haben einen enormen Vorteil. Die Entwicklung der Triebwerke sei weitgehend ausgereizt. 70 Prozent Effizienzsteigerung, weiß der Maschinenbauingenieur, seien in den letzten Jahren erreicht worden. Nun müsse man auf neue, leichtere Materialien setzen.

Nach langen ereignis- und erfolgreichen Jahren in großen Konzernen wie Rolls-Royce oder als Geschäftsführer der Lufthansa-Tochter Cargo Counts genießt Sieger die Flexibilität und Übersichtlichkeit des kleineren, 1978 vom Anwalt Hinrich Bischoff gegründeten Unternehmens. Beim Werdegang des Landwirtssohns aus Düren ist das verständlich. Bis er zehn wurde, lebte das jüngste von vier Geschwistern in ländlicher Idylle. Als ein Golfplatz hinterm Haus entstand, war er einer der jüngsten Golfspieler. Das erklärt sein einstelliges Handicap. Fußball war sein zweiter Sport. Und Technik seine Leidenschaft. Zur Schule ist er „nicht richtig gerne gegangen“. Das Abitur war aber kein Problem. Dann folgten 15 Monate Bund, Studium und Promotion in Karlsruhe, Hilfsassistent und eine halbjährige Auszeit mit Reisen durch alle US-Bundesstaaten bis zum Berufsstart 1989 bei BMW Rolls-Royce in Oberursel.

1990 hat er seine Frau, Hamburgerin und Ärztin, geheiratet. 1998 sind sie mit dem Job in Dahlewitz nach Berlin gezogen und genießen mit ihren beiden Kindern ihr Haus nahe dem Mexikoplatz. Während seiner Lufthansa-Jahre ist er nach Frankfurt gependelt. Vier Jahre hat er sich davon um zwei Joint Ventures in China gekümmert. Da, sagt er, hat er enorm viel gelernt. Vermutlich auch sein intensives sympathisches Lächeln.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Klaus Sieger (45) ist einer der beiden Geschäftsführer der Germania-Fluggesellschaft. Früher war der Maschinenbauingenieur bei BMW Rolls-Royce und Lufthansa Cargo tätig.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false