zum Hauptinhalt

HEIK AFHELDT trifft …: Finanzsenator Ulrich Nußbaum

Sein jungenhaftes Gesicht zeigt noch keine Falten und Spuren der Sorgen, die Berlins Finanzlage dem dafür nun zuständigen Senator mit Recht verursachen kann. Die leicht grauen Schläfen seines kräftigen Schopfes hat der Jurist und erfolgreiche Fischhändler schon aus Bremen mitgebracht.

Sein jungenhaftes Gesicht zeigt noch keine Falten und Spuren der Sorgen, die Berlins Finanzlage dem dafür nun zuständigen Senator mit Recht verursachen kann. Die leicht grauen Schläfen seines kräftigen Schopfes hat der Jurist und erfolgreiche Fischhändler schon aus Bremen mitgebracht. Dort hat Berlins Regierender mit seinem Gespür für Talente den parteilosen, dynamischen ehemaligen Bremer Finanzhüter bei der traditionellen Schaffermahlzeit geangelt. Als Nachfolger Thilo Sarrazins.

Der hatte die Bremer Haushaltslage mit ihrer hohen Verschuldung zwar oft als negative Benchmark genutzt. Aber sein von 2003 bis 2007 dort für Finanzen zuständiger Kollege und Nachfolger weiß das zu kontern. Sie hätten bewusst auf kreditfinanzierte Investitionen in die Zukunft des kleinen Bundeslandes gesetzt. Das wird man in Berlin auch gerne hören.

Diese unternehmerische Haltung verrät auch viel über seinen Werdegang. Geboren wurde er „auf der Couch“ im Elternhaus in der Nähe von Trier. Dazu gehörte ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb. Fünf Geschwister waren sie. Die Kirche im Dorf hatte sein Großvater gebaut. Alle waren sie katholisch. Die Eltern hofften, einer der Söhne werde mal Priester, und so schickten sie Ulrich in die katholische Internatsschule nach Willich. Aber nach dem Abitur wurde es nicht Theologie, sondern Jura und Politikwissenschaften. Der ehrgeizige „Dickkopf“ wollte sich „breit aufstellen“. Mit nur acht Semestern in Saarbrücken, Genf, Straßburg und London machte er sein erstes Staatsexamen und zwei Jahre später mit Prädikat den Doktor. Das Thema ist heute wieder hochaktuell: „Rohstoffgewinnung in der Antarktis“.

Da war schon ein Hauch von Eis und Meer dabei. Deshalb war sein Einstieg in das Berufsleben 1985 als Assistent des Geschäftsführers der Firma „Flamingo Fisch“ in Bremerhaven auch irgendwie konsequent. Der junge „einzige promovierte Fischhändler“ hat sich mit Freude und Erfolg in das ihm fremde Metier eingearbeitet. Die Sprachkenntnisse und seine tiefe Zuneigung zu Frankreich haben beim Vertrieb ins Ausland geholfen. Der weitere erfolgreiche Weg mit den Fischen ging dann über die Position des Geschäftsführers der Frigo Fischtechnik zum Alleininhaber der „SLH Sea Life Harvesting Group“. Der Umsatz, munkelt man, betrage gut 400 Millionen Euro, die Zahlen seien schwarz. Das ist schön, befriedigt den Menschen, der als Anhänger der katholischen Soziallehre keine Ungerechtigkeiten hinnehmen mag, aber offensichtlich nicht. Deshalb sein starkes Engagement als Handelskammer-Vize in Bremerhaven und Senator in Bremen. Nur in eine Partei eintreten, das wollte er nie.

Privat genießen seine Frau und er das bunte Leben in Berlin und ihre neue Wohnung in Mitte mit Blick auf das Konzerthaus. Ihre beiden Kinder bereiten sich – wie einst der Vater – auf ihr Leben in einem Internat vor.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

Ulrich Nußbaum (52)

amtiert seit Mai als Berliner Finanzsenator. Der Jurist und Unternehmer ist auch geschäftsführender Gesellschafter der Sealife Harvesting Group, Bremerhaven.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false