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HEIK AFHELDT trifft …: Galerist Alexander Ochs

Alexander Ochsfeld (55) ist ehemaliger Buchhändler, internationaler Kunstnetzwerker sowie Inhaber der Alexander Ochs Galleries in Berlin und Peking. Er stammt aus Bamberg. Heik Afheldt erzählt er, wie er zur Kunst kam.

Seine noble luftige Wohnung im obersten Stock im Köbis-Dreieck steckt voller Kunst. Von der einen Terrasse schaut man über die Kulisse der Stadt bis weit nach Osten. Dort, tausende Kilometer hinter dem Horizont, in Peking, eröffnet er am Sonntag seine zweite Galerie. Mit ihr will er zeitgenössische europäische Kunst nach China bringen und wie hier in seiner Galerie in der Sophienstraße auch seine „großen Chinesen“ ausstellen.

In Peking war er – nach einem ersten Schritt 2002 nach Shanghai – schon 2004 mit seiner Galerie White Space im berühmten Kunstviertel 798 der erste Europäer. Nun der Umzug in einen Neubau von Ai Weiwei zusammen mit der chinesischen Künstlerin Tian Yuan, der er vor einem Jahr den White Space übergeben hatte. Das scheint in der Krise eine mutige Investition, aber der gewiefte Kunstkenner sieht den Kunstmarkt mit positiven Augen. Auch auf der Art Cologne hat er gerade gut verkauft. Die Frage nach dem von manchen befürchteten Galeriensterben beantwortet er mit „Jein“. Gefährdet seien vor allem „Branch-Galleries“, die sich zu großzügig in teuren Lagen präsentieren. Mit seinen 400 Quadratmetern in Berlin, einigen Außenlagern und seinen neun Mitarbeitern hat er bisher „sehr gut“ gearbeitet. Mindestens zwei Millionen Euro Umsatz brauche eine Galerie wie seine, „um auf ihre Kosten zu kommen“.

Wie ist der Ochs zur Kunst gekommen? Aufgewachsen ist der Sohn eines Jazzmusikers in Bamberg, wo die Kirchendichte so hoch sei wie die Brauereidichte. Die Stadt sei so „bildmächtig“, dass Künstler heute nichts dagegen setzen könnten. So hat sich der junge Schüler und spätere alternative Buchhändler als „Kulturstadt-Indianer“ eingemischt, Häuser und Wasserwerke besetzt und die Sanierung der Altstadt mitgeprägt. Er hat viel gezeichnet und geschrieben, ist schon als Schüler gerne nach Schweden und später nach Mittelasien gereist und hat das Leben nicht links liegen lassen. Erst 1990 verließ er Bamberg in Richtung Stuttgart, um für große Textilfirmen kleine Modelabels zu produzieren. Dann folgten interessante und anspruchsvolle Aufgaben als freier Kurator: Für den Südwestfunk das Eric-Satie-Festival oder für die Bahn der Kunstzug „Red Train“. Bis er 1993 in Berlin ankam, als Fundraiser im Haus der Kulturen der Welt oder als „Internetjournalist“ und Echtzeitreporter bei der Reichstagsverhüllung durch Christo. Es folgten ein internationales Jazzfestival in Peking und die Einladung nach München zu einem geplanten China-Festival.

Immer wieder China: Schon 1990 hatte er den chinesischen Künstler Lü Sheng Zhong kennengelernt und ausgestellt. Eine eigene Galerie in Berlin – zusammen mit Jaana Prüss – hat er 1997 eröffnet. In der Stadt sieht man den Galeristen mit dem runden Kopf und dem Vollbart mehr auf dem Fahrrad als in seinem großen Chrysler. Pfingsten startet er in seine zweite Ehe. Er ist dann – neben der Kunst – mit einer Meditationslehrerin verheiratet. Glück auf den Weg.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

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