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HEIK AFHELDT trifft…: Kunstvermittler René Block

Fast täglich erobert in Berlin Kunst einen neuen Raum, meist ein altes ausrangiertes Gebäude aus der industriellen Vergangenheit der Stadt. Jetzt hat sich eine international bekannte Ikone der Szene, René Block – einst jüngster deutscher Galerist und Kurator bedeutender Biennalen in Sydney, Istanbul, Kwangju (Korea) oder Cetinje (Montenegro) – in einem alten Fabrikbau an der Heidestraße auf 1000 Quadratmetern eingemietet.

Fast täglich erobert in Berlin Kunst einen neuen Raum, meist ein altes ausrangiertes Gebäude aus der industriellen Vergangenheit der Stadt. Jetzt hat sich eine international bekannte Ikone der Szene, René Block – einst jüngster deutscher Galerist und Kurator bedeutender Biennalen in Sydney, Istanbul, Kwangju (Korea) oder Cetinje (Montenegro) – in einem alten Fabrikbau an der Heidestraße auf 1000 Quadratmetern eingemietet.

Nach einer langen Reise in fast alle Ecken der Welt als kreativer Ausstellungsmacher, Fadenzieher und Netzwerker zwischen Künstlern und Kulturen kommt er zurück an den Ort seiner ersten aufsehenerregenden Taten. Da war seine avantgardistische Galerie Block, 1964 erst in einer enorm günstigen Ladenwohnung in der Frobenstraße und später und größer in der Schaperstraße, in der seine Frau, Ursula Block, noch heute den kleinen Laden „Gelbe Musik“ führt. Fluxus (oder Neodada) war damals sein Thema, für die Berliner Kunstszene noch weitgehend Neuland. Mit einer großen Beuys-Aktion machte er 1979 diese Galerie wieder zu. Seine Künstler hatten sich etabliert und machten ihren Weg nun ohne seine Hilfe. Das Etablierte reizt ihn auch heute nicht.

An seinem neuen Standort zeigen und verkaufen sie Multiples seiner Edition Block – das macht „die junge Generation“, wie er sagt, die studierte Annika Werner und ihre Hilfen – und bespielt einen Projektraum für türkische Kunst, TANAS, der an diesem Freitag eröffnet wird. Der wird großzügig finanziert von der vermögenden Koc Foundation und dem YKY Verlag aus Istanbul. Zur Türkei hat er eine besondere Beziehung, wie auch zu „anderen peripheren Räumen“ – dem Balkan etwa, dem europäischen Norden, Australien oder Afrika.

Gar nicht peripher, sondern zentral und ideal ist der Standort neben dem Hamburger Bahnhof, der Flick-Kollektion und dem Hauptbahnhof – und die Miete für ein derartiges Filetstück sei im internationalen Vergleich moderat. Die weiten schönen Räume im Hinterhof, schwärmt er, erinnern ihn an seine Galerie in New York (von 1974 bis 1979), mit der er seinerzeit dort die großen deutschen Künstlernamen wie Joseph Beuys, Gerhard Richter oder Sigmar Polke bekannt gemacht hat.

Heute findet der hoch gewachsene Mann mit seinen aufstrebenden weißen Resthaaren, den buschigen Augenbrauen, Dreitagebart und sehr treu blicken könnenden blauen Augen Berlin das interessanteste Zentrum für Bildende Kunst weltweit. Die Stadt ziehe Künstler an und sei doch noch nicht zu kommerzialisiert und zu „künstlich“.

In seinen 44 Jahren mit Kunst hat sich bei ihm eine umfangreiche Sammlung aufgebaut, irgendwie immer auch seine eigene Biografie und groß genug, meint er, um den Gropius-Bau zu füllen. Ich bin gespannt, was der Rückkehrer in dieser „Stadt im Umbruch“ noch an-, aus- und aufrichtet. Seine Eltern haben gerade ihren 90. Geburtstag gefeiert.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

René Block (66) ist

Galerist, Kurator sowie Leiter des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart und des Berliner Künstlerprogramms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.

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