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HEIK AFHELDT trifft…: Pin-Chef Axel Stirl

Jeder kennt die grünen Jungs und Mädchen von Pin auf ihren Fahrrädern. Und auch die Geschichte von den Mindestlöhnen, mit denen die Post den lästigen Wettbewerber loswerden wollte. In Berlin ist das nicht gelungen. Im Gegenteil!

Mit dem einprägsamen Slogan "Schick es grün" malt der energiegeladene, promovierte Chef Axel Stirl für sein Unternehmen eine gute Zukunft. Schwarzer Anzug, schwarzes T-Shirt, kräftiger Körper, schmaler Kopf und randlose Brille, ein Unternehmer, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht.

Dabei war der abenteuerlustige Junge nach der Grundschule in Luxemburg und Lohmar und dem Abitur in Overath vier Jahre beim Bund bei der Luftnachrichtentruppe. Der Rang zuletzt: Oberleutnant. Mit 21 Jahren führte er eine Staffel mit 600 Leuten. Den Diplom-Handelslehrer hat er an der Uni Köln gemacht. Dort wurde er Geschäftsführer der WiSo-Fakultät mit 14 000 Studenten. Die Doktorarbeit zum Thema, warum US-Investoren Nordrhein-Westfalen verlassen, schrieb er abends und an den Wochenenden. Disziplin brauchte es dazu - und die ist für ihn überhaupt ganz wichtig.

Er war drei Jahre Dozent und Trainer und stieg dann bei der Post in Bonn ein. Filialnetzkosten senken, das war seine erste Aufgabe. Dann kamen neue anspruchsvolle Aufgaben auch im Ausland. Mit dem Börsengang ging es dann als Marketing- und Vertriebschef und später als Geschäftsführer zum Post-Dienstleister IVU Traffic Technologies AG an die Bundesallee nach Berlin. Das war 2001.

2005 suchte der Gründer der Pin AG seinen Nachfolger. Die weitere Geschichte ist bekannt. Durch den Zumwinkel-Verdi-Deal gingen Tausende Arbeitsplätze verloren. Die Axel Springer AG stieg aus, Holtzbrinck übernahm die Mehrheit. In Berlin ist Pin fest verwurzelt. Mit "Frische, Freundlichkeit und Zuverlässigkeit" bieten sie dem Ex- Monopolisten die Stirn. "Der Markt ist kein natürliches Monopol und braucht Wettbewerb", davon ist der Betriebswirt überzeugt. 1000 Mitarbeiter bearbeiten im Großraum Berlin gut 500 000 Sendungen pro Tag. Ihr Lohn: durchschnittlich 9,80 Euro. Mehr als 40 Millionen Euro Umsatz machen die grünen Boten im Jahr. 99 Prozent aller Sendungen sind per Fahrrad unterwegs, 20 Prozent günstiger als die "Gelbe Konkurrenz". In zehn Jahren soll Pin in vielen Städten wieder präsent sein.

Der Pin-Kopf in seinem eher bescheidenen Büro im Spreebogen - "glücklich geschieden", wie er sagt - begeisterter Windsurfer und Waldläufer im grünen Grunewald, könnte seine hoch gesteckten Ziele erreichen. Mit Energie und Disziplin.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Axel Stirl (43) ist Vorstandsvorsitzender des Briefdienstleisters Pin Mail AG. Der Diplom-Handelslehrer, Politikwissenschaftler und Oberstleutnant der Reserve stammt aus Mayen/Eifel.

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