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HEIK AFHELDT trifft…: RBB-Intendantin Dagmar Reim

Die ehemalige Klosterschülerin aus Lorsch sieht man der „obersten Journalistin“ des RBB allenfalls an ihrem schicken schwarzen Gewand und dem weißen Kragen an. Ihre hohe Aufmerksamkeit und ihre warmherzigen Augen hinter der Brille lassen ein waches Interesse an ihrem Gegenüber erkennen – und eine Fähigkeit zu klaren, überlegten Entscheidungen.

Die ehemalige Klosterschülerin aus Lorsch sieht man der „obersten Journalistin“ des RBB allenfalls an ihrem schicken schwarzen Gewand und dem weißen Kragen an. Ihre hohe Aufmerksamkeit und ihre warmherzigen Augen hinter der Brille lassen ein waches Interesse an ihrem Gegenüber erkennen – und eine Fähigkeit zu klaren, überlegten Entscheidungen. Seit 2003 leitet sie nun schon die schwierige Anstalt mit ihren 1500 festen und weit mehr freien Mitarbeitern. Ihr Vertrag läuft bis 2013.

390 Millionen Euro hat sie im Jahr zur Verfügung. Damit zählt der RBB zu den kleineren, eher armen Sendeanstalten. Fast jeder siebte Berliner zahlt aus guten oder schlechten Gründen keine Gebühren. Aber gute Ideen kosten nicht immer auch viel Geld. „Guten Journalismus“ möchte sie ermöglichen – und dafür die Voraussetzungen schaffen. Stolz ist sie auf etliche Formate wie Radio 1, Thadeusz und das Inforadio. Da kennt sich der Profi aus, der zuvor beim WDR in Köln die beliebten Sendungen wie „Zwischen Rhein und Weser“ oder das „Morgenmagazin“ moderiert hatte.

Dass sie Journalistin werden wollte, war ihr schon in der Oberstufe klar. Zwei Stipendien haben ihr das ermöglicht. Bereits als Schülerin hat sie – die Tochter einer allein erziehenden Geschäftsfrau - für die Wormser Zeitung Stücke über die katholische Jugendarbeit geschrieben. Dann kam das Studium der Germanistik, Geschichte und Publizistik in Mainz und München – immer kombiniert mit Praktika etwa beim SWF-Landesstudio in Mainz oder beim Jugendfunk des Bayerischen Rundfunks. Thema ihrer Magisterarbeit war das Medienecho auf die Regentschaft Ludwig II.!

Für die Zukunft sieht die kluge, kritische Frau und Mutter zweier eigener Söhne – insgesamt haben sie und ihr Journalistengatte vier Kinder – das Weiterleben aller uns bekannten Medien der Massenkommunikation, auch von Hörfunk und Zeitung. Aber für die junge Generation spielt das Internet und das „Zappen“ eine zentrale Rolle. Vom Fernsehen hat sie einmal gesagt, dass es morgen mehrere hundert Sender geben wird und hinzugefügt: „Es bleibt bei der alten bewährten Erkenntnis: Fernsehen macht Kluge klüger und Dumme dummer.“ Ob sie sich auch selber dabei im Auge hatte?

Besonders ehrgeizig und gar auf Beifall und Anerkennung bedacht wirkt Dagmar Reim nicht. Sie genießt offensichtlich ihre Aufgabe ebenso wie ihr schönes Büro im 13. Stock an der Masurenallee mit einer stupenden allseitigen Aussicht auf Berlin, Funk- und Fernsehturm; am RBB-Sitz in Potsdam hat sie ein weiteres Büro.

Das Leben ist eine Baustelle, sagt sie – und am Ende? Zwei Ordner voll mit skurrilen Todesanzeigen hat sie gesammelt. Wenn sie später einmal mehr Zeit hat, wird sie daraus vielleicht ein Buch machen, das uns nahe bringt, was Sprache sagen oder verbergen und verbiegen kann. Jetzt geht sie erst mal für eine Woche zum traditionellen Skifahren in die Berge.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Dagmar Reim (57) leitet seit 2003 den Rundfunk Berlin-Brandenburg. Zuvor war die Heidelbergerin unter anderem ARD-Sprecherin und Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Hamburg.

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