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HEIK AFHELDT trifft…: Vorzeige-Frau Alexandra Knauer

„be Berlin!“ Überall in der Stadt konnte man die junge, dynamische Unternehmerin auf Plakaten sehen.

„be Berlin!“ Überall in der Stadt konnte man die junge, dynamische Unternehmerin auf Plakaten sehen. Strahlend, selbstbewusst, weitsichtig – verantwortlich für ein Unternehmen, das Apparate entwickelt und baut, mit denen sich auch feststellen lässt, ob Rennkamele gedopt sind. Das weckt Neugier auf die Stätte ihres Wirkens. Ein großer blauer vierstöckiger Kubus in einem freundlichen Industriegebiet in Zehlendorf. Im Eingang Erinnerungen an das 45-jährige Firmenjubiläum im Vorjahr und diverse Auszeichnungen als Unternehmerin des Jahres oder als einer der Top-Innovatoren der Republik.

Vom Büro mit dunklen Möbeln und einer kreativ verteilten Ladung von Büchern und Akten zeigt sie auf den parkartigen Garten. Dort pausieren die 85 Mitarbeiter gerne und nehmen vom Obst und Gemüse, was sie wollen. Mehr als die Hälfte der Belegschaft sind hochkarätige Akademiker. Klar, dass man als Chefin dafür sorgen muss, dass die sich wohlfühlen und stolz auf den Betrieb sind. Stolz kann man auf das innovative und weltweit bekannte Unternehmen sein, das 70 Prozent des Umsatzes von 15 Millionen Euro in mehr als 60 Ländern erzielt. 1962 machte ihr Vater, Chemiker und Assistent an der TU, eine bahnbrechende Erfindung zur feinsten Temperaturmessung und gründete mit seiner Frau die Firma für Wissenschaftlichen Gerätebau. Es folgten wichtige Erfindungen zur Analyse von Flüssigkeiten wie die Chromatographie oder das Osmometer. Gebraucht werden sie in der Medizin, Chemie und im Umweltschutz.

Vor acht Jahren hat ihr Vater der tüchtigen Tochter, dem dritten von vier Kindern, den Betrieb geschenkt. Ihre Mutter ist tatkräftig, aber „ohne Funktion“ im Büro und auf Messen im Ausland tätig. Die Tochter war als Diplom-Kauffrau schon seit 1994 bemüht, die Firma aus der Krise herauszuholen. Jetzt sind rote Zahlen Vergangenheit. Mit ihr sorgt der international erfahrene Verfahrenstechniker Alexander Bünz als Geschäftsführer für den Erfolg. Alexandra, Mutter von zwei Kindern, lebt mit ihrem Mann, einem Geophysiker, gleich nebenan. Sie hält sich mit Nordic Walking fit und reserviert die Wochenenden für die Familie. Sie war immer schon sehr selbstständig und unternehmerisch: Mit 15 ein Schuljahr in Kalifornien, mit 16 zum Praktikum in Hongkong, später zum Französischlernen in Lausanne. Heute wirkt sie mit im Ausschuss für Wirtschaftspolitik der IHK, ist Schirmherrin des regionalen Netzwerks „Connecting Women“ und setzt sich für CSR (Corporate Social Responsibility) ein. Knauer ist eine von zehn Pilotfirmen in Berlin.

Klar ist für die charmante Unternehmerin, dass nur Firmen Ressourcen für CSR haben, die nachhaltig profitabel sind. Da bedauert die „be Berlin“-Frau, dass die Stadt wirtschaftlich etwas hinterher- hinkt. Die Wirtschaftsförderung sollte sich nicht nur um Ansiedlungen kümmern, sondern auch dafür sorgen, dass Betriebe hierbleiben. Bestandspflege nennt man das. Und nur deshalb wächst auch in ihrem Firmengarten so vieles so gut!

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels

Alexandra Knauer (42) ist Inhaberin und CEO der Wissenschaftliche Gerätebau Dr. Ing. Herbert Knauer GmbH am Hegauer Weg in Zehlendorf. Die Diplom-Kauffrau

stammt aus Berlin.

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