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Investoren: Sei Wirtschaft, sei Berlin

In diesem Jahr haben 128 neue Firmen in der Hauptstadt fast 6000 Jobs geschaffen - trotz Krise

In Berlin sind 2008 trotz Wirtschaftskrise mehr Unternehmen angesiedelt worden als in den vergangenen zehn Jahren. Das geht zumindest aus den Zahlen der Wirtschaftsfördergesellschaft „Berlin Partner“ hervor, die gezielt Firmen und Investoren in die Hauptstadt vermittelt. „Berlin kann sich zwar nicht von der globalen Finanzkrise abkoppeln, bleibt aber ein sehr attraktiver Standort, gerade für Wachstumsbranchen“, sagte der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) am Donnerstag. „Berlin Partner“ hat demnach 128 Unternehmensprojekte in die Stadt holen können, die insgesamt 5909 Arbeitsplätze schaffen sollen. Mehr als 100 Firmen kamen aus Deutschland, neun aus den USA und drei aus China. Die Gesamtsumme der geplanten Investitionen liegt Wolf zufolge bei 403 Millionen Euro. Werden Firmenansiedlungen mit eingerechnet, die gemeinsam mit der Zukunftsagentur Brandenburg gewonnen wurden, habe man 133 Firmen und 6145 neue Jobs für die Hauptstadtregion gewinnen können.

Als größtes Projekt in den vergangenen zwölf Monaten bezeichnete Wolf den US-Kommunikationsdienstleister Sitel, der im Spandauer Ortsteil Siemensstadt etwa 1000 neue Jobs schaffen will. Vermittelt habe „Berlin Partner“ auch den Zuzug des US-Pharmakonzerns Pfizer, der seit diesem Jahr seinen Deutschlandsitz in Berlin hat. Gerade „innovationsgetriebene Branchen“ wie die Solarindustrie und die Biotechnologie würden Berlin als modernen Standort zu schätzen wissen, sagte René Gurka, Chef der Wirtschaftsförderung: Mit Inventux Technologies und Xantrex verzeichne etwa die Solarbranche in Berlin 2008 wichtige Neuzugänge.

Wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise soll „Berlin Partner“ nach dem Willen von Wolf im nächsten Jahr vor allem „Bestandspflege bereits ansässiger Unternehmen“ betreiben. Da 2009 ein schwieriges Jahr werde, sagte der Wirtschaftssenator, müsse es zunächst darum gehen, Arbeitsplätze zu sichern. Vorwürfe, der Standort Berlin sei durch Steuern und Abgaben zu teuer, wies der Politiker deshalb zurück. Derzeit gebe es vor allem ein Nachfrageproblem, während die Unternehmen genug Waren und Dienstleistungen anböten: In Berlin zu produzieren sei günstig. „Nur kauft die kostengünstig produzierten Waren in der Krise eben kaum noch jemand“, sagte Wolf. Nicht nur andere Länder würden derzeit wenig deutsche Produkte nachfragen, vor allem die Binnennachfrage in Berlin und Deutschland sei zu schwach.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte den Senat am Donnerstag wiederholt auf, selbst als Investor aktiv zu werden. Das verbessere den Zustand vieler Einrichtungen in der Stadt, sichere Arbeitsplätze und kurbele die Nachfrage an, sagte die Berliner DGB -Vizevorsitzende Doro Zinke dem Tagesspiegel.

Das Netzwerk der „Berlin Partner GmbH“ ist eigenen Angaben zufolge derweil so stark wie nie: 171Firmen und öffentliche Einrichtungen unterstützen die Public-Private-Partnership-Gesellschaft derzeit mit Geld und Dienstleistungen – wozu auch die im Auftrag des Senats organisierte Hauptstadtkampagne „be Berlin“ – Englisch für „sei Berlin“ – beigetragen haben könnte. Seit März dieses Jahres wirbt die Hauptstadt mit der Aufforderung „be Berlin“ für sich. Vorsitzender des Aufsichtsrates der „Berlin Partner“ ist Wirtschaftssenator Harald Wolf, der Aufsichtsrat ist aber mehrheitlich mit privaten Unternehmern besetzt.

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