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Berliner Wirtschaft: iPhone zum Anfassen

Ein Berliner Geschäft zeigt das Apple-Handy. Kaufen kann man es noch nicht

Berlin - Kaum einer geht daran vorbei. Fast alle Kunden schauen: „Ist es das? Kann man es schon kaufen?“, fragen viele. Den ganzen Tag steht Verkäuferin Melanie Kreidel schon an der Vitrine und zeigt das iPhone. Sie hat kaum Gelegenheit, das neue Mobiltelefon von Apple aufzuladen. Und immer wieder muss sie das graue Poliertuch nehmen, um die vielen Fingerabdrücke von der dunklen Glasoberfläche des Geräts abzuwischen.

Seit Wochenbeginn präsentiert Deutschlands größter Apple-Händler Gravis in seinem Hauptgeschäft am Ernst-Reuter-Platz das iPhone in Berlin. „Leider können wir es nur zeigen“, sagt Kreidel den Kunden. Erst für Ende des Jahres – viele erwarten den 1. November – hat Apple den Verkaufsstart für das iPhone hierzulande angekündigt. In den USA sollen nach Schätzungen am ersten Verkaufswochenende mehr als 700 000 Geräte verkauft worden sein. Apple schweigt dazu.

Das Gerät hat nur vier Knöpfe, um es laut, leise, stumm, ein- oder auszuschalten. Die Funktionen – Kamera, Musik- und Videospieler, Internet oder eben Telefon – werden über das berührungsempfindliche Display aufgerufen. Auch die Tastatur ist nur virtuell. Dabei klappert bei jedem Berühren eines der Tastenfelder, als würde ein Buchstabe auf einer Schreibmaschine gedrückt. „Darf ich mal angucken“, fragt Grafikdesigner David Skopec die Verkäuferin – und hat das Gerät schon in der Hand. Er gleitet mit seinen Fingern über das Display, dabei vergrößert sich das Foto, das dort gerade zu sehen ist. „Daran muss man sich gewöhnen, dass es so funktioniert“, sagt er. Er kippt das Gerät – und auf dem Schirm dreht sich auch das Foto, so dass das eben noch beschnittene Querformat nun den ganzen Bildschirm füllt. „Darf ich mal was nachsehen?“, fragt er noch und hat sich über das lokale Funknetz im Geschäft bereits ins Internet eingewählt. Für ihn ist klar: „Ich will es haben.“

Seine Freundin Nanette Amann, auch Grafikdesignerin aus Tiergarten, hat zuletzt sogar extra kein anderes Handy mehr gekauft. „Ich habe so lange gewartet, bis es endlich ein Gerät gibt, das alles kann“, sagt sie. Amann hatte sich mit Hilfe einer Vorlage aus dem Internet sogar ein iPhone aus Papier gebastelt, um die Wartezeit zu erleichtern. Und auch der erwartete Preis von etwa 450 bis 500 Euro schreckt sie nicht. „Das würde ich wahrscheinlich zahlen“, sagt sie.

Zu Anfang seien es vor allem Männer gewesen, die sich für das Gerät interessierten, sagt Verkäuferin Kreidel. Nun kämen immer mehr Frauen. Überhaupt, glaubt sie, dass das iPhone ein Frauentelefon ist. „Es ist übersichtlich und schön designt.“

„Bei uns haben sich bereits 57 000 Interessenten registriert“, sagt ihr Chef und Gründer von Gravis, Archibald Horlitz. „Pro Tag kommen etwa 1000 dazu.“ Und fast 58 Prozent der Interessenten seien nach eigenen Angaben sogar bereit, für das iPhone den Mobilfunkanbieter zu wechseln. „Das ist interessant“, sagt Horlitz. Bei dem als Apple-Partner gewünschten Netzbetreiber liegen die vier großen Anbieter in Deutschland in etwa gleich- auf. Noch ist offen, wen Apple in Europa als Partner wählt. Favorit ist derzeit wohl T-Mobile, doch offiziell ist noch nichts.

„Der Hype ist gigantisch“, sagt Gravis- Chef Horlitz, der seit mehr als 20 Jahren Apple in Deutschland verkauft. „Die große Gefahr war, dass sich die Erwartungen der Kunden nicht erfüllen. Aber auch Zweifler wurden überzeugt.“ Und natürlich hofft Horlitz, dass auch er das iPhone in seinen deutschlandweit 29 Läden verkaufen darf. „Ich gehe davon aus, dass wir dabei sind“, sagt er.

Die Handvoll Geräte, die Horlitz in Berlin bereits hat, sind beim US-Netzbetreiber AT&T angemeldet. Wer als deutscher Kunde die Kosten nicht scheut, scheitert jedoch in der Regel daran, dass AT&T für einen Vertragsabschluss eine amerikanische Sozialversicherungsnummer, eine US-Kreditkarte und eine Adresse in den USA verlangt. Ohne den Vertrag kann man fast alles mit dem iPhone machen – nur nicht telefonieren.

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