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Berliner Wirtschaft: Nicht länger radlos

Was der Chef von Zweirad-Stadler den Kunden rät

In Deutschland gibt es mehr als 200 Radfernwanderwege, mehr als 4500 Pensionen und Hotels werben gezielt um radfahrende Gäste. Im Vorjahr wurden 4,6 Millionen Fahrräder verkauft. Die Industrie boomt – und mit ihr der Fachhandel. Der Tagesspiegel hat mit Berliner Händlern darüber gesprochen, welche Neuigkeiten auf die Biker warten. Nach dem Auftakt in der „Adlershofer Fahrradwelt“ (6. April) heute Zweirad-Stadler. Die Serie wird fortgesetzt.

Als die BVG streikte, machten sich die Radlosen scharenweise auf den Weg zu Zweirad-Stadler nach Charlottenburg: Im größten Fahrradgeschäft der Stadt ist die Chance, dass man das passende Rad gleich mitnehmen kann, besonders gut.

Josef Zimmerer leitet die Niederlassung des bayrischen Unternehmens. Als sie Ende 2000 eröffnete, galt Berlin in der Branche als heikles Pflaster. Zimmerer aber sagt, es gebe nur ein paar Besonderheiten: Man verkaufe mehr City-Räder und weniger Mountainbikes als in Bayern, dank der Clubs viele Rennräder sowie mehr wartungsarme Naben- und weniger alpentaugliche Kettenschaltungen. Dazu mehr Schlösser.

Von vielen Rädern hat Stadler neuerdings zwei Varianten: Ein 26er-Mountainbike für Stock-und-Stein-Fahrer sowie ein 28er-Trekkingrad mit fast identischer, geländeerprobter Technik. Letzteres empfiehlt sich jenen, die vor allem auf der Straße fahren – aber eben nicht nur. Auch lässt sie sich leicht mit Schutzblechen und Beleuchtung nachrüsten.

Eine weitere Variante, die laut Zimmerer endlich Standard wird, ist die sportliche Damenversion. Vorbei die Zeiten, in denen sich Frauen zwischen den Nachteilen eines Herrenrades oder eines Damenrades mit mäßig stabilem Rahmen entscheiden mussten. Weil Stadler auch nach eigenen Vorgaben fertigen lässt, kann die Firma solche Trends forcieren.

Die Angestellten und Azubis testen viele Neuheiten selbst; auch Zimmerer fährt jedes Jahr verschiedene Räder – und zwar mit Anhänger, die er als Vater für die bessere Alternative zum Kindersitz hält: wetterfest, oft gefedert, auch als Kinderwagen nutzbar und mit einem Minimum an Crashsicherheit. Ein Fähnchen sei aber wichtig, damit Autofahrer die flachen Gefährte nicht übersehen.

Angesichts der immer besseren Technik seien Räder heute eher günstiger als früher, sagt Zimmerer. Lediglich einen Wunsch kann ihm die Industrie noch nicht erfüllen: ein Elektrorad, das sich leicht eine Treppe hochtragen lässt und genug Saft für 100 Kilometer hat. „Es hapert nur an den Akkus“, sagt Zimmerer. Würde das gelöst, hätte das Elektrofahrrad eine große Zukunft.

Drei Dinge rät Zimmerer allen Radlern: „Der Abstand zwischen Pedalen und Sattel muss stimmen. Man sollte mit etwa 80 Runden pro Minute treten – und nicht so langsam und kraftraubend, wie es viele tun. Und die Reifen sollten gut aufgepumpt sein. Dann macht Radfahren wirklich Riesenspaß.“ Stefan Jacobs

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