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Unternehmen: Berliner Polen und Türken sind gerne selbstständig

2007 haben in Berlin dreimal mehr ausländische Bürger ein Unternehmen gegründet als Deutsche. Ganz vorne: Polen und Türken. Die Zahlen sind aber trotzdem rückläufig.

Berlin - In Berlin werden mehr Unternehmen gegründet als in allen anderen Bundesländern, zumeist von polnischen oder türkischen Bürgern. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Gründerindex der BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg, der am Montag vorgestellt wurde. Er stützt sich auf die Gewerbeanzeigenstatistik des Statistischen Bundes- und Landesamtes, in der sämtliche Unternehmensanmeldungen erfasst sind.

Die hohe Anzahl von Unternehmern mit Migrationshintergrund ist besonders auffällig. Nach Angaben aus dem Index gründeten 2007 dreimal mehr ausländische Bürger ein Unternehmen als Deutsche. Die meisten von ihnen sind Polen und somit Teil von Berlins zweitgrößter Bevölkerungsgruppe. Jeder zehnte Berliner Pole meldete im vergangenen Jahr ein Gewerbe an – auf 10.000 polnische Erwerbstätige kamen so 1160 Neugründungen. Nach Schätzungen der Deutsch-Polnischen Handelskammer in Warschau handelt es sich bei den polnischen Gewerbeanmeldungen vor allem um Handwerksbetriebe. Auch die Türken, Berlins größte Bevölkerungsgruppe, machen sich öfter selbstständig als Deutsche. Von 10.000 türkischen Erwerbstätigen meldeten im vergangenen Jahr 153 ein Gewerbe an, bei den Deutschen waren es 107.

Die Studie berücksichtigt solche Unternehmer, die keinen deutschen Pass haben. Demnach leben in Berlin 87.889 erwerbstätige Türken und 39 479 erwerbstätige Polen. Dass sich viele Migranten selbstständig machen, liege oft an mangelnden Alternativen: Arbeitern aus Polen ist die üblicherweise in der EU geltende Arbeitnehmerfreizügigkeit in Deutschland verwehrt. Für Unternehmer besteht hier hingegen eine uneingeschränkte Niederlassungsfreiheit.

Mit insgesamt 31 Prozent lag Berlin beim Gründungsgeschehen 2007 vor dem übrigen Bundesgebiet. Selbst wenn die Bereitschaft zur Selbstständigkeit im Vergleich zum Jahr 2006 um vier Prozent sank. Dies spiegelt eine deutschlandweite Entwicklung: Laut Gründerindex machten sich 2007 in Deutschland fünf Prozent weniger Unternehmer selbstständig. In ganz Deutschland kamen auf 10.000 Erwerbstätige im vergangenen Jahr 154 Gründungen, etwa fünf Prozent weniger als 2006. In Berlin gründeten im vergangenen Jahr 202 von 10.000 Erwerbstätigen ein Unternehmen. Der Index registriert Neugründungen und Abmeldungen, gibt aber keine Auskunft über den Erfolg der Unternehmen.

Besonders häufig machen sich die Berliner im Bereich der unternehmensnahen und verwandten Dienstleistungen selbstständig, die zum Beispiel Wachschutz und Reinigung, aber auch Buchhaltung umfassen. Es folgen Handel und Baugewerbe. 

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