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Weihnachtsgeschäft: Berliner Läden öffnen am längsten

In der Hauptstadt verkaufen die Händler an allen vier Adventssonntagen - trotzdem sind die Erwartungen der Einzelhändler pessimistisch. Denn sie haben bislang vom Boom nicht viel abbekommen.

Berlin - Sechs Wochen vor Weihnachten sind die Erwartungen der Einzelhändler an die traditionell umsatzstärkste Zeit des Jahres sehr verhalten. „Die Situation ist eher unbefriedigend“, sagte Hubertus Pellengahr, Sprecher des Deutschen Einzelhandelsverbandes (HDE), dem Tagesspiegel. „Das bisherige Jahr war nicht berauschend.“ Und auch wenn die Umsatzzahlen für den Oktober noch nicht offiziell vorliegen, ist eines schon jetzt klar: „Der große Knall war der Oktober auch nicht“, sagte Pellengahr, „das wird keinen Durchbruch geben.“ Ein großes Plus habe es nur bei den Textilien gegeben.

Obwohl der Wirtschaftsaufschwung anhält und seit Jahresbeginn Hunderttausende Menschen mehr in Arbeit sind, haben die Einzelhändler von dem Boom bisher nicht allzu viel abbekommen. Die Gesellschaft für Konsumforschung schiebt das auf die kräftig gestiegenen Kosten für Energie und höhere Lebensmittelpreise, die die Inflation anheizen. Weil die Verbraucher allzu vorsichtig mit ihrem Geld umgehen, hatte auch der HDE schon im September seine Erwartungen an das Gesamtjahr nach unten korrigiert. Für 2007 rechnen die Händler nun insgesamt noch mit einem Umsatzplus von 0,5 Prozent statt bisher einem Prozent. Preisbereinigt würde das auf ein Umsatzminus in gleicher Größenordnung hinauslaufen.

In Berlin sieht es kaum besser aus. „Wir haben zwar die Hoffnung, am Ende preisbereinigt eine schwarze Null hinzubekommen“, sagte Nils Busch-Petersen, der Sprecher des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, „aber das wäre schon eine Menge. Im Moment sind wir noch im Minus.“ Von der kommenden Woche an hat zudem die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi angekündigt, die Warnstreiks im laufenden Tarifkonflikt auch auf Kaufhäuser auszudehnen. Busch-Petersen hat das Weihnachtsgeschäft trotzdem noch nicht abgeschrieben: „Wir setzen auf die gute Laune der Berliner, die neue Arbeit gefunden haben, und die Touristen. Wir haben die Hoffnung, dass sich der Konsumknoten noch löst.“ Dabei lassen die Händler nichts unversucht.

In keiner anderen Stadt Deutschlands werden die Ladenöffnungszeiten zum Weihnachtsgeschäft so ausgereizt wie in der Hauptstadt. „Offene Geschäfte an allen vier Adventssonntagen gibt es nur in Berlin“, sagte Pellengahr. „In allen anderen Städten Deutschlands ist es maximal ein Sonntag.“ Auch in der Woche würden viele Berliner Händler die Läden in der Vorweihnachtszeit länger auflassen, sagte Busch-Petersen.

Für den Handel sind die Monate November und Dezember die wichtigsten Monate des Jahres. Auf sie entfällt rund ein Fünftel der Jahresumsätze. Trotzdem sind die Einzelhändler skeptisch, ob sich ausgedehnte Öffnungszeiten am Ende auszahlen. „Wir haben aus dem Umfeld gehört, dass es sich nicht lohnt, länger zu öffnen“, sagt etwa Horst Bergmann, der Geschäftsführer von Karstadt am Hermannplatz. „Aber in einer Zeit, in der die Wirtschaft boomt, wollen wir dem Kunden die Möglichkeit geben, auch am Abend einzukaufen.“ Das größte Karstadthaus der Stadt, das abends normalerweise um 20 Uhr schließt, will nicht nur in der Weihnachtszeit freitags und samstags zwei Stunden länger für die Kunden da sein, sondern auch an allen Adventssonntagen. Galeria Kaufhof am Alexanderplatz geht sogar noch weiter und wird ab Dezember an allen Werktagen erst um 22 Uhr dichtmachen. „Ich bin optimistisch, dass das gut läuft“, sagte Geschäftsführer Detlev Steffens. Die Eröffnung des neuen Einkaufszentrums Alexa in unmittelbarer Nachbarschaft habe die Umsätze schon jetzt positiv beeinflusst.

Der Einzelhandel kämpft unter erschwerten Bedingungen, das Vorjahresquartal war ungewöhnlich stark. Wegen der seit Januar höheren Mehrwertsteuer hatten viele Konsumenten in den Monaten zuvor noch kräftig eingekauft. Der Vergleich ist daher schwierig. „Ich weiß nicht, wo wir am Ende landen“, sagte HDE-Sprecher Pellengahr. „Aber selbst, wenn wir in diesem Jahr nicht mehr verkaufen als im Vorjahr, kann man nicht von einem schlechten Weihnachtsgeschäft reden.“

Glaubt man einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young, sollen die weihnachtlichen Gabentische in diesem Jahr deutlich voller sein als 2006: Durchschnittlich 248 Euro wollten die Bundesbürger in diesem Jahr für Geschenke ausgeben – 22 Prozent mehr als 2006 (203 Euro). Das meiste Geld soll für Gutscheine, Kleidung und Bücher fließen.

Maren Peters

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