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Visualisierung der Architekturbüros LAVA und GRAFT für eine die Gestaltung des „Expo Satelliten“ am ehemaligen Flughafen Tempelhof.

© EXPO 2035 Berlin GmbH

Weltausstellung in Berlin? : Expo-Organisatoren wollen nicht auf Kai Wegner warten

Der Verein Global Goals Berlin hat aktualisierte Pläne für eine Weltausstellung (Expo) im Jahr 2035 vorgestellt. Dass der Regierende Bürgermeister lieber alle Kräfte für Olympia bündeln will, beeindruckt dort wenig.

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Per Hand gestoppte 36 Minuten dauert es am Dienstag, bis auf der Pressekonferenz der Expo-Befürworter erstmals jemand das O-Wort in den Mund nimmt: Olympische Spiele. Und das auch eher beiläufig: Man könne den Teil des Areals am ehemaligen Flughafen Tegel nach einer Weltausstellung auch für die Spiele nutzen. Optimal für die etwas kleineren Sportarten, die nicht ins Stadion müssen, schlägt Rudi Schaumann vor. Er ist der Berliner Büroleiter des internationalen Planungsbüros Arup.

Arup-Fachleute haben sich intensiv mit der Infrastruktur von Olympischen Spielen und deren Nachnutzung beschäftigt, in führender Rolle unter anderem für die Sommerspiele in London 2012, auch für die 2032 im australischen Brisbane geplanten Spiele haben die Planer ein Mandat.

Rudi Schaumann, Berliner Büroleiter des internationalen Planungsbüros Arup, gab am Dienstag seine Einschätzung zur Expo-Bewerbung ab,

© Kevin P. Hoffmann

An diesem Dienstagvormittag im Ludwig-Erhard-Haus der Berliner Wirtschaftsverbände präsentiert Schaumann Karten vom ehemaligen Flughafen Tegel. Auf dem Areal mit 466 Hektar Fläche könnte man das Fürstentum Monaco locker zweimal verstecken. Das will niemand. Aber neben der seit bald 15 Jahren geplanten Urban Tech Republic, einem Wohnviertel (Schumacher-Quartier) und einem Landschaftsschutzgebiet wäre laut Schaumann immer noch genug Platz für ein Expo-Hauptgelände, wo man eine Plaza und die wichtigsten Länderpavillons errichten könnte.

Kernbotschaft: Der Traum wird weiter geträumt

Durchaus große Fragen wie die, ob der Bau einer Einschienenbahn (Monorail) oder einer U-Bahn-Trasse nach Tegel binnen zehn Jahren zur gewünschten Eröffnung realistisch ist, bleiben Nebensache auf dieser Pressekonferenz, die mit rund 30 Teilnehmenden gut besucht ist. Auch die Kernbotschaft wird nicht ausformuliert von den Gastgebern vom Verein Global Goals Berlin, der an der Umsetzung dieser Vision arbeitet. Sie lautet: Der Expo-Traum geht weiter, vorerst auch ohne den Berliner Senat.

Impressionen von der Pressekonferenz des Verein Global Goals Berlin am 9. Dezember 2025 im Ludwig Erhard Haus in Berlin -Charlottenburg:  Der Verein wirbt für die Bewerbung um eine Weltausstellung (Expo 2035).

© Kevin P. Hoffmann

In Berlins Landesregierung ist man sich nämlich uneins: Franziska Giffey (SPD), die Wirtschaftssenatorin und stellvertretende Regierungschefin, ist seit einem Besuch der diesjährigen Expo im japanischen Osaka dafür. Ihre Parteifreundin, Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger ist ausdrücklich gegen eine Weltausstellung. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zeigte sich auf einer denkwürdigen Pressekonferenz vor anderthalb Wochen als Anhänger der These, dass Berlin all seine finanziellen Mittel und Kräfte auf eine Bewerbung um Olympische Spiele in den Jahren 2040 oder 2044 konzentrieren müsse.

Wenn wir nur mit der Politik gesprochen hätten, hätten wir heute gar nichts.

Daniel-Jan Girl, Vorstandsvorsitzender Global Goals Berlin

„Uns ist natürlich absolut nicht egal, was in Berlin entschieden wird“, sagt Unternehmer Daniel-Jan Girl, der ehemalige Präsident der Industrie- und Handelskammer und heutige Vorstand des Vereins Global-Goals. Er hoffe, dass sich das Verständnis durchsetze, dass Expo und Olympia kein Widerspruch seien, sondern eine Ergänzung. Zugleich weist Girl als Schöpfer der Expo-Idee die Kritik eines Journalisten zurück, der wissen möchte, warum er bei anderen Parteien, der Linken zum Beispiel, noch nicht für sein Konzept geworben habe. „Wenn wir nur mit der Politik gesprochen hätten, hätten wir heute gar nichts“, sagt Girl.

Daniel-Jan Girl ist Vorstandsvorsitzender des Vereins Global Goals für Berlin und Initiator der Bewerbung Berlins für die EXPO 2035.

© Kevin P. Hoffmann

Girl weiß, dass es ohne die demokratisch legitimierte Politik nicht geht. Eigentlich hätten er und Global Goals gern am 16. Dezember, also schon Dienstag kommender Woche, einen formalen Beschluss des Berliner Senats zur Unterstützung der Bewerbung weitergeleitet an Dimitri Kerkentzes, den Generalsekretär des Bureau International des Expositions (BIE), der Expo-Vergabeorganisation mit Sitz in Paris. Kerkentzes schaut sich dem Vernehmen nach dieser Tage in Berlin um, soll „aus Termingründen“, wie es in der Senatskanzlei hieß, aber nicht mit Kai Wegner zusammentreffen.

Daniel-Jan Girl zeigte im Ludwig-Erhard-Haus ein erstes kleines „Kiez-Labor“, mit dem der Verein Global Goals schon ab Januar oder Februar für die Expo werben will.

© Kevin P. Hoffmann

Im Bundeswirtschaftsministerium wartet man angeblich schon

„Je früher Berlin sich bewirbt, desto besser die Chancen“, sagt Girl und verweist darauf, dass noch keine anderen Bewerber für 2035 bekannt seien. Die nächste „große“ Expo findet im Jahr 2030 erneut in Asien statt, in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad.

Da man im landespolitischen Berlin also nicht empfangsbereit ist für das Expo-Projekt fahren Girl und Mitstreiter schon einmal zur nächsten Station, dem bundespolitischen Berlin. Am 19. Dezember werde man das Konzept und den Businessplan bei „dem Zuständigen“ im Bundeswirtschaftsministerium präsentieren, kündigte Girl an. Dort warte man auf die Unterlagen.

Ob der Termin wirklich gesetzt ist und was Girl und Co. dort erwarten dürfen: Diese kurzfristig an das Ministerium gestellten Fragen des Tagesspiegels blieben am Dienstagnachmittag zunächst unbeantwortet.

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