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Wirtschaftskrise: Sponsoren geizen nicht

In schweren Krisenzeiten wird gerne gespart - da sagt auch mal ein Sponsor eine Gala ab. Nicht so in der Hauptstadt: Berlins Firmen setzen ihr Engagement für soziale und kulturelle Projekte trotz der wirtschaftliche Lage fort.

In Zeiten der Krise fällt schon mal eine Gala aus, weil der Sponsor sich zurückzieht – so geschehen bei der „Peoples Night“ der Berlinale, zu der VW in den Vorjahren hunderte Prominente und Filmstars geladen hatte. Dem Autokonzern ging es weniger darum, zu sparen. Vielmehr passten große Partys nicht in die Zeit, wenn „Unternehmen große Krisen bewältigen müssen“, begründete eine Sprecherin die Absage. Ob auch andere Berliner Veranstaltungen ihre Geldgeber verlieren, ist offen. Gesichert scheinen die vielen sozialen und kulturellen Projekte, die Spenden und Sponsorengelder brauchen: Gemeinnützige Organisationen mit „guten, stabilen Beziehungen“ zu den Förderern hätten „von der Krise bisher nichts bemerkt“, sagt der Fundraising-Experte Friedrich Haunert.

Als Berater des Paritätischen Wohlfahrtsverbands stützt sich Haunert unter anderem auf Berichte der mehr als 600 Berliner Mitgliedsorganisationen aus der Weihnachtszeit, in der Firmen besonders viel spenden und sponsern. „Wie es weitergeht, weiß niemand“, schränkt er ein. Der Industrie- und Handelskammer sind noch „keine Veränderungen“ beim Sponsoring aufgefallen.

Die größten Geldgeber wollen ihr Engagement nicht einschränken: „Wir haben eine langfristige Planung und stehen zu unserem Wort“, sagt Marketingleiter Gunther Thiele von der Gegenbauer Holding. Der Gebäudemanagement-Konzern fördert besonders den Sport, darunter Athleten im Olympiastützpunkt Berlin. Außerdem lädt Gegenbauer gemeinsam mit der Bildungsverwaltung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung regelmäßig Hauptschüler ins „Sommercamp futour“ ein, wo es um die Berufsaussichten geht. Auch Museen wie die Berlinische Galerie, Kitas und Sozialprojekte werden unterstützt.

Peter Dussmann, Gründer eines Dienstleistungskonzerns und des Kulturkaufhauses in der Friedrichstraße, ist vor allem als Förderer der Staatsoper Unter den Linden bekannt. Sein Sprecher Steffen Ritter will „nicht über Summen reden“, doch ist bekannt, dass Dussmann der Staatsoper schon hohe Millionenbeträge für Sanierungen und Kulissenbauten überwiesen hat. Aktuell unterstützt man den Förderverein der Oper bei finanziellen Rückstellungen für die Sanierung des Hauses. Im Kulturbereich sponsert Dussmann noch vieles mehr, aber es „kommen keine neuen Projekte hinzu“, sagt Ritter. Das liege nicht an der Krise, sondern am hohen Finanzbedarf der Oper.

Die Außenwerbungsfirma Wall AG sponsert laut Sprecherin Beate Stoffers „jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag“ – in Form von Geld oder durch kostenlose Werbeflächen. Aktuell wird die Kältehilfe der Stadtmission durch Plakataushänge unterstützt. Die Weihnachtsbeleuchtung des Kurfürstendamms finanziert Wall ebenso wie den Betrieb von 80 Brunnen. Gerade wurde die Firma für ihr Projekt „rechenfix & wortgewandt“ mit einem Preis geehrt. Wall fördert 60 Schüler mit Migrationshintergrund in der Kreuzberger Jens-Nydahl-Grundschule „Das läuft weiter“, sagt Stoffers, ansonsten aber werde das Sponsoring gerade „stärker auf Denkmalschutz und Stadtgestaltung fokussiert“. Bereiche, die „mit unserem Kerngeschäft zu tun haben“, seien einfacher und kostengünstiger zu handhaben. Dieses Auswahlkriterium gilt für neue Sponsoringanträge, von denen Wall „täglich fünf bis zehn“ erhält.

Der Verein „Berliner Tafel“, der seit 1993 Lebensmittelreste aus dem Handel und der Gastronomie an soziale Einrichtungen liefert, erhält Geld vor allem in Form „vieler kleiner Spenden“, wie die Vorsitzende Sabine Werth sagt. An den Summen habe sich wenig geändert. Die Krise zeigt sich anders: „Die Händler kalkulieren besser und kaufen nur noch ein, was sie auch verkaufen“, stellt Werth fest. Dadurch „bleibt weniger übrig und wir müssen mehr fahren“, denn derzeit werden 125 000 Bedürftige versorgt.

Keine Spur einer Krise gibt es bei der Stiftung „Gute Tat“, die 2008 ein Rekordjahr hatte. Beim „Gute-Tat-Marktplatz“ trafen sich soziale Organisationen und Firmen im November und schlossen 136 Vereinbarungen über Hilfe aller Art. Hinzu kommen „Ehrenamtstage“: Unternehmen wie die Deutsche Bank oder der Musiksender MTV gewähren Mitarbeitern einen freien Tag, damit diese auf Kinderbauernhöfen, in Kitas und Seniorenwohnheimen helfen können.

Vattenfall „reduziert sein Engagement in Berlin nicht“, sagt Sprecherin Barbara Meifert; unter anderem sponsert der Energieversorger Materialien und Lehrerfortbildungen in Schulen und ist Titelsponsor des „Vattenfall Berliner Halbmarathon“. Die Mercedes-Benz-Niederlassung startete gerade ein neues Förderprojekt: Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens sammelt sie Spenden für den Verein „Tannenhof“, der Alkohol- und Drogenabhängige samt ihrer Kinder betreut.

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