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Marianne Birthler

© dpa

Berliner Zeitung: Birthler rechnet mit weiteren Stasi-Aufdeckungen

Nach Bekanntwerdung über frühere Stasi-Tätigkeiten bei der "Berliner Zeitung" rechnet die Chefin der Stasi-Unterlagen-Behörde Marianne Birthler mit weiteren Enthüllungen. Den westdeutschen Verlagen wirft sie Versäumnisse bei der Übernahme früherer DDR-Zeitungen vor.

Nach den jüngsten Aufdeckungen über frühere Stasi-Tätigkeiten bei der "Berliner Zeitung" rechnet die Chefin der Stasi-Unterlagen-Behörde mit weiteren Enthüllungen. "Kein ehemaliger Mitarbeiter des DDR-Geheimdienstes kann sich sicher sein, dass bisher unauffindbare Unterlagen nicht doch noch auftauchen", sagte Birthler der "Welt".

"SED- und FDJ-Wendehälse", die Karriere machen

Jüngst hatten zwei Redakteure der "Berliner Zeitung" eingestanden, als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) für die Stasi gearbeitet zu haben. Birthler betonte, es sei wichtig, solche Verstrickungen transparent zu machen. An Mitarbeiter der Medien seien ähnlich wie an Politiker "besonders hohe Anforderungen zu stellen - politische, moralische, ethische".

Presse und der Rundfunk könnten ihre Rolle nur dann glaubhaft wahrnehmen, wenn sie im Hinblick auf ihre Vergangenheit redlich seien. Dabei sollten nicht allein Stasi-Verstrickungen erforscht werden. Sie wundere sich auch "über Karrieren mancher SED- und FDJ-Wendehälse", die noch heute "zwischen den Zeilen" die DDR verharmlosen würden.

"Mangelnde Aufklärungsarbeit" der Medien

Den westdeutschen Verlagen wirft Birthler zugleich Versäumnisse bei der Übernahme früherer DDR-Zeitungen vor. "Fragen nach der Vergangenheit wurden nur selten gestellt", sagt sie. Deshalb begrüße sie den Beschluss der Redakteure der "Berliner Zeitung", bei ihrer Behörde Selbstauskünfte einzuholen. Hingegen äußerte sich Birthler skeptisch zu der von Chefredakteur Josef Depenbrock in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Studie. Diese dürfe laut Gesetz nicht als Instrument für eine verdeckte Stasi-Überprüfung missbraucht werden, mahnte sie. Zuvor hatte bereits Birthlers Vorgänger Joachim Gauck den Medien "mangelnde Aufklärungsarbeit" vorgeworfen. (nal/ddp)

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