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Berliner Zoo: Dicke Spenden gesucht

Der Zoo hat eine zweite Stiftung gegründet. Sie soll Millionenprojekte finanzieren helfen – mit freiwilligen Gaben von Berlinern.

Hinter Eberhard Diepgens Kopf öffnet sich ein gewaltiges Maul, dann tauchen winzige Augen in einem massigen Leib aus dem dunkelgrünen Wasser auf, die ihn hinter der Glaswand zu mustern scheinen. Der ehemalige Regierende Bürgermeister sitzt mit anderen Honoratioren an einem langen Tisch im Flusspferdhaus und wirbt vor Medienvertretern um Spenden, mit denen die Berliner ihrem Zoo künftig stärker unter die Arme greifen sollen. Aber immer wieder funken die Flusspferde Nele, Kathi und Ede hinter der Scheibe durch Grunzen und Prusten dazwischen.

Der Zoo braucht Geld um die Baupläne des Zoo- und Tierparkdirektors Bernhard Blaszkiewitz in den kommenden Jahren zu finanzieren. Beispiel Vogelhaus: Die Bausubstanz aus den sechziger Jahren sei marode. Für 10,6 Millionen Euro soll das Gebäude jetzt grundsaniert und umgebaut werden. Thematisch nach Dschungellandschaft, australischem Buschland und afrikanischer Savanne gegliedert, wird es bis Ende nächsten Jahres drei sogenannte Freiflugräume geben. Hinzu kommt ein Bereich für Papageien. Insgesamt etwa 800 der 2700 Vögel im Zoo sollen darin Platz finden.

Außerdem soll ein Nashornhaus gebaut werden. Zoodirektor Blaszkiewitz wünscht sich für die Behausung seiner Lieblingstiere die Rekonstruktion der Straußenhaus-Fassade, die um das Jahr 1900 entstand und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Sie ist dem Eingang zu einem ägyptischen Tempel nachempfunden und soll auch vom Hardenbergplatz aus zu sehen sein, den der Bezirk seit langem verschönern will. Eine ziemlich exklusive Unterbringung für die bisher sieben Nashörner im Zoo. Die geschätzten Kosten liegen bei neun bis zehn Millionen. Dazu kommen zwei Millionen für ein Tapirhaus. „Ein Zoo wird niemals fertig“, sagte Blaszkiewitz. Man müsse ständig an der Attraktivität arbeiten.

Damit sich diese Pläne finanziell stemmen lassen, ist die Zoo AG auf der Suche nach neuen Finanzquellen. Gestern wurde deshalb die Stiftung Zoologischer Garten Berlin ins Leben gerufen. Sie soll Erhalt und Weiterentwicklung des Zoos fördern, das gestiftete Geld soll nur diesem Zweck zugute kommen, sagte Gabriele Thöne, die kaufmännische Direktorin der Zoo AG.

Dabei war erst Ende Dezember eine Stiftung zur Förderung der beiden Berliner Hauptstadtzoos mit einem Startkapital von 50 000 Euro gegründet worden. Mittlerweile habe sie diesen Betrag mehr als versechsfacht. Die neue Stiftung geht dagegen mit einer Million Euro aus Rücklagen der Zoo AG an den Start. Die Stiftungsform sei notwendig, sagte Diepgen, der zusätzlich zum Vorsitz der alten auch die West-Zoo-Stiftung übernimmt. Sie sei von der Erbschafts- und Schenkungssteuer befreit, zudem könnten Gelder längerfristig angelegt werden, weil die angeworbenen Mittel nicht zeitnah ausgeben werden müssten. Ziel sei aber die Zusammenlegung beider Stiftungen, was derzeit rechtlich noch kompliziert sei.

Durch die Stiftungsgründung dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die Hauptstadtzoos auf öffentliche Mittel verzichten könnten, warnte Diepgen. Seit Jahren kürzt der Senat die Subventionen für die Berliner Zoos. Waren es vor zwei Jahren noch knapp 1,6 Millionen Euro Zuwendungen für den Zoo und 6 Millionen für den Tierpark, sind es jetzt nur noch 1,3 und 5,68 Millionen. „Zoos sind genauso wie Grünflächen Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge“, sagte Diepgen. Er hofft jetzt auf Spenden der Berliner.

Mehr Infos zur Stiftung unter www.zoo-berlin.de

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