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Berlin: Berlins Junglehrer warten auf ihr Gehalt

Auch Monate nach Schulbeginn haben neu Eingestellte noch kein Geld erhalten Grund ist Personalnot: Sachbearbeiter der Bildungsverwaltung kommen mit Arbeit nicht hinterher.

Berlin - Neu eingestellte Lehrer in Berlin müssen oft mehrere Monate warten, bis sie nach dem Beginn des Schuljahres ihr erstes Gehalt bekommen – und das zum wiederholten Male. Grund ist nach Informationen des Tagesspiegels der Mitarbeitermangel in der zuständigen Personalstelle der Senatsbildungsverwaltung. „Die Sachbearbeiter haben uns gesagt, dass sie mit der Arbeit nicht hinterherkommen und zu wenige sind“, sagte eine junge Lehrerin, die namentlich nicht genannt werden will.

Mehrere ihrer Kolleginnen, die in Berlin zu Beginn des Schuljahres mit befristeten Verträgen eingestellt worden waren, bestätigten dies. „Wir wurden Woche um Woche vertröstet, jetzt gehen die Sachbearbeiter gar nicht mehr ans Telefon“, sagte die Lehrerin.

Die Senatsverwaltung für Bildung äußerte sich bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht zu den Vorwürfen. Dagegen bestätigte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Beschwerden von Betroffenen. „Wir kennen das Problem, nur bislang ist es öffentlich kaum bekannt. Die Personalstelle ist zu dünn besetzt und damit nicht schnell genug“, sagte GEW-Sprecher Tom Erdmann.

Die Misere sei schon lange bekannt. In jedem Jahr komme es bei der Auszahlung der Gehälter für neue Lehrer zu Verzögerungen, teilweise bis zu einem Vierteljahr. Dies treffe nicht nur frische und gut bezahlte Kräfte, die nach dem zweiten Staatsexamen an die Schulen gehen, sondern auch die Referendare, die für nur 1100 Euro im Monat unterrichten. Betroffene blieben auf den Kosten etwa für überzogene Konten und Dispokreditzinsen sitzen. Bislang habe sich niemand getraut, die Kosten von der Senatsbildungsverwaltung einzuklagen. „Die Verunsicherung ist groß“, sagte Erdmann. „Das ist eine schlechte Willkommenskultur gegenüber den neuen Lehrern.“

Der Bildungsexperte von Bündnis90/ Grüne im Berliner Abgeordnetenhaus, Özcan Mutlu, kündigte eine parlamentarische Initiative an und forderte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) auf, endlich Abhilfe zu schaffen. Bereits 2009 seien nach massiven Zahlungsverzögerungen bei neu eingestellten Lehrern Verbesserungen versprochen worden.

„Wenn das Problem bis heute fortdauert, kann das mit keiner Entschuldigung akzeptiert werden“, betonte Mutlu. Man dürfe sich nicht wundern, wenn junge Lehrer aus Berlin abwanderten, weil sie hier „monatelang ihre Miete nicht zahlen können, während sie in Hamburg verbeamtet werden“.

Die jetzt betroffenen Junglehrer erfuhren schon von ihrer Einstellung sehr kurzfristig. „Wir haben erst drei Tage vor Schulbeginn überhaupt eine Rückmeldung erhalten und den Vertrag bekommen“, sagte die Lehrerin. Bislang sind sie und ihre Kolleginnen befristet eingestellt, um Unterrichtsausfall zu verhindern.

In diesem Jahr gibt es nicht mehr neu eingestellte Lehrer als in den Vorjahren. Für das laufende Schuljahr sind es rund 1170, das Einstellungskontingent für 2011 lag bei 1182 Stellen. Aktuell ist die Gesamtzahl der Lehrerstellen trotz der sinkenden Schülerzahlen um etwa 50 auf insgesamt 26 430 gestiegen. Das sind nach Angaben von Bildungssenatorin Scheeres mehr, als rein rechnerisch nötig wären, um den Bedarf abzudecken.

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