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Berlin: Berlins neue Kleider

Heute starten Modemessen „Bread and Butter“ und „Premium“

Von Susanna Nieder

Dieses Wochenende begegnen einem besonders viele hip gekleidete Menschen. Heute bis Sonntag strömen zumeist junge Einkäufer aus der Modebranche durch Berlin. 20 000 Fachbesucher werden diesmal zu den Modemessen „Bread and Butter“ im ehemaligen Siemens-Kabelwerk in Spandau und „Premium“ im U-Bahnschacht unter dem Potsdamer Platz erwartet. Über die Hälfte der Gäste reist aus dem Ausland an. Zu sehen bekommen sie insgesamt 600 Aussteller, die junge Mode präsentieren. Das Angebot reicht von Jeans über Sportswear bis zu dem, was in der Mode „High Fashion“ heißt und trendbestimmendes Design bezeichnet.

Bemühungen um die Mode gab es in den letzten Jahren viele in Berlin, doch sie blieben alle weitgehend fruchtlos – sei es der Verband Berliner Createure, der nach kurzem Anlauf wieder einging, der „längste Laufsteg der Welt“, der allenfalls der Volksbelustigung diente, oder seien es die Gründerzentren Kiefholzateliers und Minerva im Ullsteinhaus, von denen man sich vergeblich Impulse erhoffte. Das Bild änderte sich schlagartig, als im letzten Januar zum ersten Mal Bread and Butter und Premium veranstaltet wurden, die streng genommen keine Messen sind, sondern Trendshows, weil sie sehr genau auswählen, wen sie zulassen. Plötzlich erschien Berlin auf dem Koordinatensystem internationaler Modestandorte.

Schon lange war klar, dass der Impuls, Berlin wieder zur Modestadt zu machen, von außen kommen musste. Zu lange war es her, dass die Stadt aus eigener Kraft Mode in großem Stil machte. Zu radikal waren die Wurzeln bereits in den Sechzigern mit dem Mauerbau gekappt worden.

Karl-Heinz Müller, Kristyan Geyr und Wolfgang Ahlers, die Macher der Bread an Butter sowie Anita Anic und Norbert Tillmann von der Premium haben sich ihre Sporen in der deutschen und internationalen Mode- und PR-Branche verdient und traten mit entsprechend vielfältigen Kontakten an. Auf Subventionen wartete keiner von ihnen; sie setzen nur um, was sich auch selbst trägt. Die Bread and Butter hatte zudem bereits drei erfolgreiche Saisons in Köln hinter sich, wo sie als Alternative zur maroden Messe „Interjeans“ aufgezogen war. Aus dieser Zeit stammt auch der Name, denn damals wie heute wollten die Organisatoren zeigen, dass zu einer guten Messe wie zu einem guten Essen nur wenige einfache, aber entscheidende Zutaten gehören, allerdings von herausragender Qualität.

Das Konzept beider Veranstaltungen, die übrigens durch Zufall zur gleichen Zeit in Berlin lanciert wurden, geht offenbar auf: vorsichtiges Wachstum und strenge Qualitätskontrolle. Die Bread and Butter mit ihren riesigen Hallen, unterschiedlich gestalteten Ständen und Budenzauber auf dem Außengelände strahlt dabei eine stärkere Atmosphäre von Spiel und Spaß aus, die Premium mit einheitlichen Ständen auf wesentlich kleinerem Raum und Betonung auf Designerpersönlichkeiten gibt sich konzentrierter; hochprofessionell sind sie beide.

Und sie sind nicht zuletzt deshalb erfolgreich, weil sie ihren Standort mit Bedacht gewählt haben. Berlin bietet mit seiner Kunst- und Clubszene, mit seinem kreativen Potenzial und seiner Modeszene das richtige Umfeld für die Art von Mode, die hier präsentiert wird – jung, modisch, dynamisch. Zwar machten die 15 jungen Berliner Designer, die am Mittwoch im Vorfeld des Modewochenendes auf der Schau Engeeberlin präsentiert wurden, insgesamt einen eher drögen Eindruck, doch Berliner Labels wie „Just MariOt“, „Hartbo & L’wig“ oder „Frisch“, die vor allem auf der „Premium“ ausstellen, machen diesen Eindruck wett.

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