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Kapitän Dirk Engelhardt schippert bis zu acht Personen übers Wasser. Beim Saunieren schweift der Blick über die Flusslandschaft.

© Michele Galassi

Berlins neues Saunafloß: Schwitzen auf der Havel

Gibt’s in Finnland schon lange: Eine idyllische Fahrt mit dem Saunafloß. Jetzt schippert auch eins über die Havel. Ein Besuch beim Kapitän.

Ein Floß, auf dem sich eine Sauna befindet – was ist das? Klar: ein Saunafloß. In Finnland sind solche Wasserfahrzeuge mit integrierter Sauna schon eine ganze Weile im Trend, in Deutschland dagegen noch weitgehend unbekannt. Auf dem Müggelsee gibt es schon eins und seit Neuestem ankert eines in Grunewald auf der Havel. „Meines Wissens nach sind das die einzigen Saunaflöße in ganz Deutschland“, sagt Dirk Engelhardt, der frischgebackene Havelfloßkapitän.

Meist sind Saunaflöße fast so etwas wie Hausboote, haben gerne mal zwei Decks und Platz für Schlafkojen, Hängematten oder sogar einen kleinen Sprungturm. Bei Engelhardts schwimmender Sauna ist alles ein wenig kompakter und reduziert auf das Allernötigste. „Ich habe mir ein Floß bei einer Werft in Mecklenburg-Vorpommern bauen lassen, darauf eine kleine Saunatonne für den Garten setzen lassen und fertig.“ Platz für zusätzlichen Komfort oder vielleicht sogar eine Toilette gibt es bei ihm nicht. Das Floß ist für acht Personen ausgelegt und für die würde es bereits ein wenig eng werden. Dafür ist das Abklingbecken gigantisch groß: Direkt nach dem Saunagang springt man einfach in die Havel, die jetzt im Herbst ziemlich kalt ist.

Dirk Engelhardt sagt von sich, er sei passionierter Saunagänger, doch in Finnland war er noch nie – obwohl er als Reisejournalist schon viel herumgekommen ist. Er hat sogar mehrere Reisebücher geschrieben, ein paar auch über Berlin, „aber mit Journalismus verdient man heutzutage ja kein Geld mehr“, sagt er.

Engelhardt hat sein ganzes Erspartes ins Floß investiert

Deswegen versucht er jetzt, mit Anfang 50, einen Neustart als Unternehmer. Um die 35.000 Euro hat er ins Floß investiert – „mein ganzes Erspartes“ – und hofft, dass seine Geschäftsidee zündet.

Er ankert erst seit ein paar Wochen hier an der Unterhavel, aber viele Bootsbesitzer im Hafen würden ihn bereits kennen. „Gleich in der ersten Woche kamen alle möglichen Leute auf mich zu und wollten wissen, was für eine komische Tonne ich da auf meinem Floß transportiere.“ Auch Dirk Engelhardt muss sich an sein Gefährt gewöhnen, das Steuern eines Floßes ist neu für ihn. Heißt es „Anker los“ auf seiner Wassersauna, kommt gleich der schwierigste Teil der ganzen Floßfahrt: Entscheidend ist nun, den schmalen Liegeplatz im Hafen zu verlassen, ohne irgendwo anzuecken. Draußen auf dem Wasser ist alles schon wesentlich einfacher. Der 15-PS-Motor macht zwar ganz gut Dampf, aber man schippert doch eher gemütlich vor sich hin.

„Meines Wissens nach sind das die einzigen Saunaflöße in ganz Deutschland“, sagt Engelhardt.
„Meines Wissens nach sind das die einzigen Saunaflöße in ganz Deutschland“, sagt Engelhardt.

© Michele Galassi

Engelhardt gibt den Floßkapitän, während die Sauna weiter angeheizt wird. In der Hand hat er das Steuer, das an einem alten Weinfass angebracht wurde. Ein paar Wildgänse fliegen vorbei, in einer kleinen Bucht wirft er den Anker und es kann los gehen: endlich rein in die Sauna. Die wird beheizt von einem Holzofen, den man selbst nachfeuert. Man blickt durch ein Fenster direkt auf das Wasser, das Schilf und den Grunewaldturm und schwitzt vor sich hin, während das Floß leicht auf dem Wasser schaukelt. Das ist dann der Sauna-Moment, in dem man spätestens kapiert, was das Besondere am Schwitzen auf dem Wasser ist. Noch ein paar Aufgüsse, bis die Fensterscheibe ordentlich beschlagen ist und dann heißt es: ab ins Wasser und bibbern.

Alkohol sieht der Kapitän nicht so gerne

Auf dem Floß gibt es auch ein paar Regeln: Alkohol an Bord zum Beispiel sieht Engelhardt nicht so gerne. Falls er als Kapitän mal nicht dabei sein sollte, muss das Floß von der Crew ja schließlich unfallfrei gesteuert werden. Und sauniert wird aus Sicherheitsgründen nur, wenn der Anker geworfen wurde. Rettungswesten und ein Feuerlöscher befinden sich selbstredend mit an Bord.

Man könnte nun weiter bis zum Wannsee tuckern, von Bucht zu Bucht, von Aufguss zu Aufguss, aber das wäre schon eine sehr ausgiebige Fahrt auf dem Saunafloß, meint Engelhardt. So ist nach gut drei Stunden Schluss. Noch vor Einbruch der Dunkelheit will er zurück sein. Das Anlegemanöver im Hafen ist schließlich auch nicht ganz leicht.

Weitere Informationen unter: www.saunafloss.info

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