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BERLINS PFLEGEEINRICHTUNGEN STELLEN SICH DEM VERGLEICH Letzte Folge: Fazit und Ausblick: „Täglich auf dem Prüfstand“

Pflegeheimqualität: Gesundheitsministerin Ulla Schmidt über die geplante Veröffentlichungspflicht für Kontrollberichte – Kriterien liegen Ende 2008 vor

Frau Schmidt, von 290 Berliner Pflegeheimen haben sich 252 am Pflegeheimvergleich beteiligt. Außerdem erklärten sich 86 von 94 Heimen, die eine MDK-Prüfung hatten, bereit, die Kontrollberichte offenzulegen. Wurde der Wille zur Transparenz in den Pflegeheimen bisher unterschätzt?

Dieses Berliner Ergebnis ist zunächst einmal überaus erfreulich. In der Debatte um die Qualität in Pflegeheimen habe ich immer sehr viel Wert auf Differenzierung gelegt. Es gibt einzelne Pflegeheime, in denen menschenunwürdige Zustände herrschen. Diese müssen aufgedeckt und beseitigt werden. Aber: Die Mehrheit der Heime macht eine gute Arbeit. Die Pflegekräfte leisten eine aufopferungsvolle Arbeit und setzen sich dafür ein, dass sich die Menschen bei ihnen gut aufgehoben fühlen. Diese Pflegeheime haben kein Problem mit der Transparenz, warum auch? Viele der Verantwortlichen in den Heimen und Verbänden setzen sich bereits jetzt für bessere Qualität in den Einrichtungen ein. Sie wissen auch, dass es notwendig ist, mit den Ergebnissen nach draußen zu gehen. Zu dieser Entwicklung hat sicherlich auch beigetragen, dass ein internes Qualitätsmanagement seit 2002 gesetzlich vorgeschrieben ist.

Was kann und was will die Politik an Transparenz in den Heimen durchsetzen?

Transparenz und Informationen über Qualität in den Einrichtungen gehören zu den wichtigsten Zielen der Pflegereform. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen können sich künftig verlässlich darüber informieren, ob ein Heim etwas taugt. Die Prüfberichte des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) werden kostenfrei in den geplanten Pflegestützpunkten ausgelegt und im Internet veröffentlicht. Die Berichte müssen verständlich, umfassend, nachprüfbar und übersichtlich sein. So wird es möglich sein, Angebote zu vergleichen und auf dieser Grundlage eine Entscheidung zu treffen.

Wie könnten vergleichbare und laienverständliche MDK-Berichte aussehen?

Die Experten der Pflegekassen, Verbände und Sozialhilfeträger werden aufgefordert, sich auf die Kriterien zu einigen. Sie werden dabei vom Medizinischen Dienst der Spitzenverbände der Krankenkassen beraten. Wir werden genau hinschauen, dass die gesetzlichen Auflagen erfüllt werden – die Berichte also wie gesagt verständlich, umfassend und nachprüfbar sind. Mir ist es wichtig, dass die Selbsthilfeorganisationen der pflegebedürftigen und behinderten Menschen und die Verbraucherorganisationen frühzeitig beteiligt werden. Sie bringen eine wichtige Perspektive mit. Ihnen geht es um praktische Fragen, die für das persönliche Wohlbefinden eine große Rolle spielen: Darf ich meine Möbel und Bilder mitbringen? Kann ich mein Essen auswählen? Wie wird mit meinen Wünschen im Alltag umgegangen?

Wann könnten die ersten der so aufbereiten Berichte vorliegen?

Es soll klare Fristen geben. Spätestens zum 31. Dezember 2008 werden die Kriterien für die Veröffentlichung feststehen und umgesetzt werden können. Ich habe nichts dagegen, wenn es schneller geht.

Kann man Qualität ins Heim hineinprüfen?

Prüfungen allein reichen nicht. Die Pflegeheime sollen sich nicht nur darauf verlassen, das jemand von außen die Qualität kontrolliert. Vielmehr müssen sie sich täglich selbst auf den Prüfstand stellen. Deshalb steht schon heute eine Verpflichtung zum internen Qualitätsmanagement im Gesetz. Viele Einrichtungen lassen sich zertifizieren; allerdings muss darauf geachtet werden, dass Zertifikate selbst hohen Qualitätsanforderungen genügen. Wenn dies der Fall ist und entsprechende Ergebnisse vorliegen, soll das auch bei externen Prüfungen beachtet werden.

Ist eine Aufbereitung von Pflegeheim-Qualitätsdaten genauso möglich, wie es im Krankenhaussektor bereits geschieht?

Krankenhaus und Pflegeheim sind unterschiedliche Einrichtungen mit unterschiedlichen Aufgaben. Was und wie geprüft wird, muss zur jeweiligen Einrichtung passen. In der Pflege prüft der Medizinische Dienst direkt in den Heimen und nimmt die Situation der pflegebedürftigen Menschen konkret in den Blick. Das passiert im Krankenhaus so nicht, hier werden dokumentierte Prozesse und Behandlungsergebnisse mit Hilfe von Indikatoren gemessen und verglichen. Aber auch in der Pflege wird eine Diskussion darüber geführt, Indikatoren der Ergebnisqualität zu entwickeln.

Ulla Schmidt (58) ist Mitglied der SPD und seit 2001 Bundesministerin für Gesundheit. Über die Möglichkeiten für mehr Transparenz in den Pflegeheimen sprach mit ihr Ingo Bach.

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