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Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin

© dpa/Fabian Sommer

Exklusiv

Müller fordert neue Impfverordnung: „500 Arztpraxen in Berlin sind bereit – wir dürfen keine Zeit mehr verlieren“

Berlins Regierender Bürgermeister will mehr Tempo beim Impfen. Müller fordert Gesundheitsminister Spahn auf, schon früher Impfungen in Arztpraxen zuzulassen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) fordert den Bund auf, umgehend die Impfverordnung zu ändern. "Gerade vor dem Hintergrund der steigenden Infektionszahlen dürfen wir jetzt keine Zeit mehr verlieren. Dazu muss der Bund nun in einem ersten Schritt schnell und am besten noch diese Woche die Impfverordnung anpassen, damit Arztpraxen schon früher Impfungen vor allem für chronisch Kranke anbieten können", sagte Müller dem Tagesspiegel. "Das muss bundeseinheitlich passieren."

Müller ist derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK).

Der Regierende Bürgermeister drängt darauf, schnell Vergütungsregeln für die Corona-Impfungen festzulegen, damit die für die Praxen zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) loslegen können. "Das würde es uns erheblich erleichtern, kurzfristig rund 500 freiwillige Arztpraxen durch eine Vereinbarung mit der KV in den Impfprozess einzubringen", sagte Müller. Die Senatsgesundheitsverwaltung habe dazu schon vor Tagen mit der Berliner KV gesprochen.

Niedergelassene Ärzte in Berlin bereiten derzeit eine Pilotphase in Schwerpunktpraxen für Krebs- und Diabetespatienten vor. "Spätestens im Mai, besser aber schon im April", sagte Müller, "müssen Corona-Impfungen dann ohnehin zur normalen Kassenleistung in den Arztpraxen gehören."

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Freitag gesagt, die Impfverordnung werde bald angepasst. Zuvor war geplant, die Praxen erst im zweiten Quartal in die Sars-Cov-2-Impfungen einzubeziehen, da zuvor Risikogruppen in Zentren geimpft werden sollten. Spahn sagte: "Es liegen zu viele Impfdosen im Kühlschrank."

Zunächst sollen Praxisärzte vorerkrankte Patienten impfen

In einem ersten Schritt sollen Praxisärzte ihre vorerkrankten Patienten impfen, mit steigender Impfstoffmenge könne das Impfen ausgeweitet werden. Der KV müssen alle niedergelassene Mediziner angehören, die in ihren Praxen gesetzlich Versicherte versorgen. Fast 2600 niedergelassene Hausärzte gibt es in Berlin, dazu kommen 7200 Fachärzte und Psychotherapeuten.

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In Berlins fünf Impfzentren werden weniger Dosen verimpft, als möglich wäre. Neben den Impfstoffen von Biontech und Moderna wird seit einigen Wochen das Mittel von Astrazeneca eingesetzt. Im Zentrum im Ex-Flughafen Tegel wird nur mit Astrazeneca geimpft - bald soll dieser Impfstoff auch im sechsten Impfzentrum, im früheren Airport Tempelhof, verwendet werden.

Das britisch-schwedische Mittel ist bislang nur für Impflinge unter 65 Jahre zugelassen. Dies allerdings nur, weil für Ältere umfassende Verträglichkeitsstudien fehlen. Im Gesundheitsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses wurde Astrazenecas unverdient "schlechtes Image" am Montag einhellig als "Kommunikationsdesaster" von Bundesregierung und Robert-Koch-Institut bezeichnet.

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