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Berlin: Berlins schlimmste Busspur

Schöneberg, Hauptstraße, Nord-Süd-Verbindung. Hier stehen oft Falschparker. BVG, Polizei und Ordnungsamt gingen jetzt gemeinsam gegen die Sünder vor

Der Mann ist offenbar gerade im Supermarkt, und weil sein Auto jetzt im Halteverbot steht, wird der Einkauf ziemlich teuer. Sein Auto wird abgeschleppt, und das kostet über 200 Euro. Hauptstraße, Schöneberg, Ecke Dominicusstraße – sie ist eine der schlimmsten Straßen der Stadt, wo der Verkehr immer wieder stockt, weil Falschparker sich hinstellen, wie sie wollen. Die Verkehrsbelastung liegt hier bei bis zu 38 000 Fahrzeugen pro Tag. Auf einzelnen Abschnitten fahren fünf Buslinien, darunter auch der M 48, der berlinweit bei den Verspätungen besonders schlimm ist. „Teilweise haben die Busse eine Verspätung von 20 bis 25 Minuten, und das ärgert natürlich unsere Mitfahrer“, sagt Michael Ender. Er ist der Koordinator der Abteilung für Busspur- und Haltestelle-Betreuer der BVG in Berlin. Sein Eindruck: „Wir haben das Gefühl, die Zahl der Falschparker nimmt weiter zu.“ Hier an der Hauptstraße in Schöneberg parken die Autos ständig falsch. Links ein Bäcker und ein Supermarkt, daneben ein Möbelgeschäft. Auf der anderen Straßenseite ein Kiosk und ein  Klamottenladen – viele Gründe für Kunden, mal eben auf der Busspur zu parken. Geht ja schnell, denken sie. Das Nachsehen haben die anderen, auch die BVG, und deshalb wird die Polizei gerufen, die wiederum ein Abschleppfahrzeug holt. Die Kontrolle in der Hauptstraße wurde an diesem Tag von der neuen Tempelhof-Schöneberger Bezirksstadträtin Christiane Heiß initiiert. „Meine Motivation für den Aufruf war der neue Koalitionsvertrag“, sagte die Grünen-Politikerin. „Der sieht nämlich die Beschleunigung der Buslinien vor. Und deshalb müssen wir die Behinderungen beseitigen.“ Einige Meter die Hauptstraße entlang hat eine Frau noch Glück: Sie konnte rechtzeitig wegfahren, bevor das Abschleppfahrzeug kam. 35 Euro muss sie trotzdem zahlen. „So kann ein Brot ganz schön teuer werden“, sagt einer der BVG-Mitarbeiter. 20 Mitarbeiter mit zwei Funkwagen sind bei der BVG als Busspur-Betreuer tätig – eigentlich zu wenige für ganz Berlin. Der Schritt über die Polizei, den die Mitarbeiter bei einem Falschparker gehen müssen, dauert oft zu lange. Beim Ordnungsamt geht das schneller: Die dürfen im Gegensatz zu den BVG-Mitarbeitern die Knöllchen direkt vor Ort verteilen. Allerdings arbeiten Ordnungsamt und BVG normalerweise nicht zusammen. „Das Ordnungsamt hat, so wie auch wir, einfach zu wenig Leute, um das alles zu stemmen“, sagt der BVG-Busspur-Betreuer. Und es ist ja nicht nur die Hauptstraße – schlimm seien auch Potsdamer Straße, Tauentzienstraße, Karl-Liebknecht-Straße in Mitte … die Liste ist lang. Auf der Spur in der Hauptstraße haben Mitarbeiter im Außendienst von September bis Dezember 270 Anzeigen geschrieben. Abschleppt wurden fünf Autos. Die Kollegen vom Ordnungsamt erzählen, dass sie Schwerpunkteinsätze einmal im Monat machen. Dabei werden Falschparker oft handgreiflich oder beschimpfen die Mitarbeiter im Außendienst. Die Aktion am Dienstag war nach Ansicht von Stadträtin Heiß erfolgreich: Das Ordnungsamt verteilte 104 Strafzettel, elf Autos wurden umgesetzt.

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