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Horst Bosetzky

© Kai-Uwe Heinrich

Berühmter Krimiautor: Horst Bosetzky feiert Geburtstag

Seine große Zeit waren die 1970er und 1980er Jahre. An Horst Bosetzky kam damals niemand vorbei, der sich für Krimi made in Germany interessierte. Heute wird der Autor 75 Jahre alt.

Und das waren nicht wenige, die heute das Feld der zeitgenössischen (Krimi-)Literatur bestellen. Schon allein wegen seines ungewöhnlichen Pseudonyms hätten Bosetzkys Geschichten Strahlkraft: -ky, das war eine Marke, das las sich geheimnisvoll und klang doch programmatisch, nach Autorenkollektiv. Was ja auch gut in die Zeit gepasst hätte: So ein Kreuzberger Piratenprojekt aus dem alternativen West-Berlin, mit dem Ziel Weltveränderung.

Ein Jahrzehnt lang war -kys Identität kaum bekannt, Anfang der 1980er Jahre lüftete Bosetzky das Geheimnis des Pseudonyms: -ky, das war der letzte Teil des Namens eines Berliner Soziologieprofessors, der nebenbei auch Kriminalromane und andere Geschichten schrieb.

Horst Bosetzky: Geboren 1938 in Berlin, in kleinen Verhältnissen. Ende der 1950er Jahre Lehre als Industriekaufmann bei Siemens. Studium an der FU: Soziologie, Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Psychologie. 1969 Promotion, ab 1972 Professur, Emeritierung 2000.

Wie so viele, fing Horst Bosetzky mit Heftchengeschichten an. 1971 erschien „Zu einem Mord gehören zwei“, 1972 „Einer von uns beiden“, heute beide Klassiker der Krimireihe „rororo-thriller“. Es folgten Kriminalromane, Hörspiele, Jugendliteratur, Fernsehdrehbücher.

-kys Markenzeichen: Er nutzte Erzählmuster der Kriminalliteratur, soziale Prozesse zu reflektieren, meist angesiedelt in Berliner Milieus. So wurde er zu einem der wichtigsten Vertreter des Soziokrimis. Womit sich ein Kreis schließt zwischen dem Schriftsteller -ky und dem Soziologen Horst Bosetzky.

1992 erhielt -ky den „Ehrenglauser“ für sein Lebenswerk. Mit 54. Doch mit der Zeitenwende der 1990er Jahre wurde -ky zum Unzeitgemäßen: Der Bezugsrahmen der Krimis internationalisierte sich, Unterhaltung rückte ins Zentrum, Soziokrimis waren nicht mehr gefragt. Bosetzky schrieb einfach weiter – mit Blick auf Stadthistorisches, so in seiner autobiografisch inspirierten „Brennholz“-Familiensaga. Deren letzter Teil ist 2008 erschienen: „Bratkartoffeln oder die Wege des Herren“. Horst Bosetzky alias -ky wird heute 75 Jahre alt, und eines scheint sicher: Wir werden weiter von ihm lesen.
Ulrich Noller, geboren 1966, Autor und Kritiker, entdeckte seinen ersten -ky-Roman 1979 auf einem Flohmarkt.

Ulrich Noller

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