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Berlin: Berühmtestes Einbrecherpaar: Tod im Schneetreiben

"Sie wollten sich absolut nicht an den Pfahl stellen, und ich musste sie festbinden lassen. Mit aller Gewalt wehrten sie sich dagegen.

"Sie wollten sich absolut nicht an den Pfahl stellen, und ich musste sie festbinden lassen. Mit aller Gewalt wehrten sie sich dagegen. Ich war heilfroh, als ich den Feuerbefehl enden konnte." Rudolf Höss, des Massenmordes angeklagter Kommandant von Auschwitz, erinnerte sich genau an jenen 27. März 1940, als er in Sachsenhausen die Exekution der Brüder Franz und Erich Sass geleitet hatte. Eine groteske Szene, an Schrecken nicht zu übertreffen. Für das Ende des Einbrecher-Paares in dem Kinofilm "Sass", der Ende September in die Kinos kommt, wurde er dennoch nicht gewählt. Eine Treppeszene im Schneetreiben, aus Autos springende SA-Schergen, Schüsse, die zusammensackenden, sich am Boden wälzenden Brüder - das galt offensichtlich als filmtauglicher.

Gleich zwei Mal sind die Sass-Brüder, Berlins berühmtestes Einbrecherpaar, in diesen Wochen zu besichtigen: in dem Buch "Die Meisterdiebe von Berlin", von Tagesspiegel-Redakteur Ekkehard Schwerk schon Mitte der 80er Jahre geschrieben und jetzt in bearbeiteter Fassung im Jaron-Verlag neu erschienen; und in dem Film des Regisseurs Carlo Rola, mit Ben Becker und Jürgen Vogel in den beiden Titelrollen.

Der im letzten Herbst zu großen Teilen in Berlin gedrehte Film, der "Sass" bislang nur als Arbeitstitel trägt, konnte von der Presse jetzt schon einmal fürs erste begutachtet werden, noch als flimmernde Videoabspielung, mit noch zu behebenden Mängeln im Ton. Schon die Schlussszene zeigt, wie frei Regiseur Rola, Produzent Oliver Berben und Drehbuchautor Uwe Wilhelm mit der Vorlage umgegangen sind. Als Film mit dokumentarischem Charakter darf "Sass" ganz sicher nicht betrachtet werden.

"Filme haben ihre eigenen Gesetze" - so schrieb Ekkehard Schwerk schon in den "Meisterdieben", allerdings gemünzt auf "Banktresor 713" von 1957, in dem Martin Held und Hardy Krüger ein an die Sass-Brüder angelehntes Diebespaar gespielt hatten. Den historischen Vorbildern gilt die unverhohlene Sympathie des Autors, was angesichts der Raffinesse, mit der die Brüder ihrer Beutezüge - stets unbewaffnet! - durchzogen verständlich ist. Ein sorgfältig recherchiertes, spannendes Buch über Berlin, randvoll mit prallem Menschenleben.

ac

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