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Berlin: Beschwerliche Eiszeit

Die Folgen des frühen Winters: Flughafentunnel wegen Glätte gesperrt, Autos springen nicht an, Leitungen frieren zu – und es bleibt bitterkalt

Von Katja Füchsel

und Jörn Hasselmann

Die Kälte fordert ihren Tribut. So musste der Autobahntunnel unter dem Flughafen Tegel am Mittwoch wegen Glatteis für mehrere Stunden gesperrt werden. Während die Autofahrer im Stau fluchten, behielt der tiefe Frost die Stadt im Griff: Autos versagten den Dienst, Wasserleitungen vereisten, und in den Parks befreiten Feuerwehrmänner festfrierende Schwäne. Trotzdem war für Feuerwehr, Krankenhäuser oder Wasserwerke „alles noch im grünen Bereich.“

Im Autobahntunnel in Tegel ging zwischen 7 und 10 Uhr in Richtung Süden gar nichts mehr. In Richtung Norden war die rechte Spur zwölf Stunden lang gesperrt. Durch einen Rohrbruch war Wasser in den Tunnel der A 111 gelaufen, das sofort gefror – trotz des Salzeinsatzes der BSR. Seit Jahren gab es im Tunnel schon Glatteis-Probleme durch das ständig einsickernde Grundwasser. Einzelheiten zu dem lecken Rohr konnten weder Autobahnpolizei noch -meisterei sagen. „Zu uns gehört das Rohr nicht“, hieß es bei den Wasserbetrieben. Die Verkehrsverwaltung kündigte gestern an, dass der 1978 gebaute Tunnel bis zum Jahr 2004 für 30 Millionen Euro saniert wird.

Bei der Bahn gab es gestern Mittag für eine halbe Stunde Probleme auf der Stadtbahn, weil nahe dem Bahnhof Friedrichstraße eine Schiene wegen der Kälte gebrochen war. Mehrarbeit bringt der Frost auch für den ADAC mit sich. Weil die Autofahrer an defekten Batterien oder zugefrorenen Türen verzweifeln, stehen die Pannenhilfe-Telefone seit Tagen nicht mehr still. „Ausreichender Kühlerfrostschutz ist die wichtigste Wintervorbereitung“, empfiehlt der Autoclub. Ansonsten gilt: Frostschutz in die Scheibenwaschanlage, Wischer abends abklappen und Schlossenteiser kaufen.

Obwohl sich derzeit die Kälterekorde jagen, geht es bei der Feuerwehr noch relativ beschaulich zu. Einige Stürze auf Gehwegen haben die Retter registriert und drei Noteinsätze in Sachen Schwanenschutz. Denn Tiere, die wegen ihres Alters nicht fliegen können, frieren zuweilen fest. „Wenn wir sie befreit haben, bringen wir sie in die Tierklinik oder ins Tierheim“, sagt Feuerwehrsprecher Helge Weber. Er rechnet damit, dass die Männer bald zu den ersten eingefrorenen Heizungen gerufen werden. Deshalb warnt er alle Reisende: „Bloß nicht die Heizung ganz abschalten!“ Es sind Kleinigkeiten, die aber große Wirkung zeigen können. „Kellerfenster sollten geschlossen werden“, rät Eike Krüger von den Wasserwerken. Noch sind die Schäden gering. Ein eingefrorener Wasserzähler und sieben Hausanschlüsse wurden Dienstag gezählt – bei 250 000 Anschlüssen insgesamt.

Für einige Würmer, Insekten und Marienkäfer, die es nicht rechtzeitig ins Winterquartier geschafft haben, dürfte es zu spät sein, denn bis zu zwei Meter hat sich die Kälte in den Boden gefressen. Kahlfrost, nennt das Holger Schmidt vom Pflanzenschutzamt. „Weil es keine schützende Schneedecke gibt.“ Die eher lästigen Miniermotten und Stechmücken werden uns indes erhalten bleiben. Da bräuchte es schon sibirische Temperaturen, heißt es bei der Biologischen Bundesanstalt. „Die derzeitigen Minusgrade überstehen die Tierchen ohne weiteres.“

Als resistent erweist sich auch der Stadtmensch. „Keine besonderen Vorkommnisse“, vermelden die DRK-Krankenhäuser. „Wenn man sich ordentlich anzieht, sind keine negativen Folgen zu erwarten.“ Also bei Spaziergängen Mütze und Handschuhe nicht vergessen, denn bis zum Wochende bleibt es laut Wetterdienst Meteomedia sonnig und frostig; die Höchsttemperaturen liegen bei minus 4 Grad. „Die gefühlte Temperatur liegt weiterhin bei 14 Grad.“

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