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Die zehnjährige Lena Gunnarsson mit Cochlea Implantat im Cochlear Implant Centrum Berlin.

© Kitty Kleist-Heinrich

Besser hören: Implantate statt Geräte: Das eingepflanzte Erlebnis

Hörgeräte sind nicht für alle Patienten geeignet. Dann können Implantate eine Alternative sein.

Klassische Hörgeräte verstärken akustische Signale, sie machen Geräusche wahrnehmbarer und Gespräche verständlicher. Doch nicht jeder Betroffene kann oder will solch einen Apparat hinter dem Ohr oder im Gehörgang tragen – sei es aus ästhetischen Gründen oder aus gesundheitlichen, etwa wenn der Gehörgang chronisch entzündet ist. Zudem ist die Leistungsfähigkeit dieser Geräte begrenzt, sie können nicht jeden Gehörverlust ausgleichen. „Bei stark schwerhörigen oder gehörlosen Patienten können konventionelle Hörgeräte wenig bis gar nichts ausrichten“, sagt Oliver Kaschke, Chefarzt der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Sankt-Gertrauden-Krankenhaus in Berlin-Wilmersdorf.

Dann sind Hörimplantate eine mögliche Alternative. „Einige Geräte können selbst einen hochgradigen Hörverlust zufriedenstellend ausgleichen“, sagt Kaschke. Genauso sei es möglich, das Gehör erstmalig herzustellen – etwa bei taub geborenen Kindern, denen ein Cochlea-Implantat eingesetzt wird und die dadurch die Möglichkeit haben, Sprache zu verstehen und selber sprechen zu lernen. Hörimplantate bestehen meist aus einem Sender – dem sogenannten Audioprozessor – und einem Empfänger. Während der Audioprozessor außen am Kopf getragen wird, setzen Ärzte den Empfänger operativ in den Schädelknochen oder das Ohrinnere des Patienten ein. Je nach Implantat führen sie dann einen dünnen Schlauch mit Elektroden dorthin, wo das Gerät wirken soll, also zum Beispiel in der Hörschnecke des Innenohrs – wie bei einem Cochlea-Implantat –, ins Mittelohr oder direkt an den Hirnstamm.

Es gibt mehrere Typen: Bei einem Mittelohr-Implantat führt der dünne Schlauch mit den Elektroden vom Empfänger-Implantat ins Mittelohr, genauer: an die Gehörknöchelchen oder das sogenannte Fenster. „Der implantierte Empfänger wandelt dort die akustischen Signale in mechanische Reize um“, sagt Kaschke. Diese werden so ins Innenohr und damit ins Gehirn weitergeleitet. Knochenleitungsimplantate verstärken akustische Signale mithilfe der Schädelknochen, die den Schall ans Innenohr weitertragen. Der akustische Prozessor sitzt außen auf der Kopfhaut, der Empfänger darunter auf dem Schädelknochen. Sender und Empfänger sind entweder durch eine Schraube direkt durch die Haut verbunden oder per Magnet. Und bei Patienten, bei denen zwar das Ohr intakt ist, der Hörnerv jedoch die Signale nicht an das Gehirn weiterleiten kann, helfen Hirnstamm-Implantate, die den defekten Nerv überbrücken. „Dafür wird eine Platte mit Elektroden dahingesetzt, wo der Hörnerv in den Hirnstamm mündet“, sagt Chefarzt Kaschke.

Die meisten Menschen vertragen die Implantate nach einer Eingewöhnungsphase sehr gut. Zwar seien bei der Operation, in der die Geräte eingepflanzt werden, Komplikationen möglich, sagt HNO-Chefarzt Kaschke. So könnten dabei beispielsweise Hör- oder Hirnnerven verletzt werden. „Das passiert aber nur sehr selten.“ Eine Unsicherheit gibt es allerdings: Ob ein Implantat das Gehör tatsächlich verbessert oder sogar erst wiederherstellt, lässt sich vor dem Eingriff kaum sagen. Der Erfolg zeigt sich erst nach der Operation, im Alltag.

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