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Berlin: Bessere Chancen für Infarktpatienten

Neues Kardiologie-Konzept: Kliniken müssen Qualitätsnormen erfüllen

Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute – und die Behandlung im richtigen Krankenhaus. Um jedem dieser Patienten die gleiche Chance auf eine optimale Therapie zu geben, haben sich die Berliner Krankenkassen, Ärzte und die Senatsgesundheitsverwaltung jetzt auf ein Konzept für die kardiologische Krankenhausversorgung geeinigt. Das sei bundesweit ein Novum, sagte Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte-Sasse am Donnerstag: Nur Kliniken, die Mindeststandards bei Geräteausstattung und Qualifikation des Personals erfüllen, dürfen noch akute Herzinfarkte behandeln. Dazu zählt, dass die Klinik eine 24-Stunden-Bereitschaft für kardiologische Notfälle unterhält. Diese Voraussetzung erfüllen nach Expertenangaben nur 16 der 19 in Berlin bestehenden Kardiologien.

Eine Liste der zertifizierten Kliniken will man erst Anfang 2005 vorlegen. Bis dahin erwarte man Klagen einiger vom Konzept ausgeschlossener Häuser.

Derzeit haben nicht alle Herzinfarkt- Patienten tatsächlich die gleiche Chance. Von den rund 16000 Berlinern, die im vergangenen Jahr mit einem Infarkt oder einer ebenso gefährlichen instabilen Angina pectoris ins Krankenhaus kamen, landeten 2500 nicht einmal auf einer für deren Behandlung geeigneten Station. Ungeeignet bedeutet zum Beispiel, dass keine Herzkatheter vorhanden waren, mit denen man den Gefäßverschluss oder die Engstelle hätte öffnen können. Die Folge ist eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, den Anfall nicht zu überleben oder lebenslange Schäden zu erleiden. Von den 7000 Herzinfarktpatienten, die es 2003 in eine Klinik schafften, überlebten rund 1000 nicht. Weitere 30 Prozent sterben, bevor sie überhaupt im Krankenhaus ankommen, schätzt der Berliner Kardiologe Dietrich Andresen.

Ziel des Kardiologie-Konzeptes ist es, möglichst allen Herzinfarktpatienten schnell die optimale Behandlung zukommen zu lassen – und das ist nach Expertenmeinung eine Herzkatheter-Behandlung spätestens 90 Minuten nach dem Eintreffen im Krankenhaus. Noch liegt diese Quote in der Hauptstadt bei 20 Prozent. Damit sei Berlin bundesweit schon Spitze, sagt Martin Gottwick, Kardiologiechef am Klinikum Nürnberg. Der Bundesdurchschnitt liege bei 15 Prozent. Weitere 40 Prozent erhielten nur die zweitbeste Therapie mit Arzneimitteln, die den Gefäßverschluss auflösen. Doch mit dieser Methode sei die Sterblichkeit gegenüber dem Katheter fast verdoppelt.

Die größte Sicherheit, mit einem Herzinfarkt schnellstens auf der richtigen Station zu landen, habe man, wenn man sofort den Notarzt über Rufnummer 112 alarmiere, sagt Walter Thimme, Vorsitzender des Berliner Herzinfarktregisters. Das gilt besonders bei plötzlich auftretenden Herzschmerzen, die auf Kopf und linken Arm ausstrahlen und mit Schweißausbrüchen verbunden sind.

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