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Berlin: Beten statt Lernen

Protestanten begehen den Buß- und Bettag

In Berlins Klassenzimmern bleiben am morgigen Mittwoch viele Stühle leer. Seit 2009 können evangelische Schüler am Buß- und Bettag zu Hause bleiben – so, wie katholische Schüler etwa an Fronleichnam, Muslime am ersten Tag des Ramadan und jüdische Schüler am Pessachfest vom Unterricht befreit sind. Schüler, die den Feiertag nutzen wollen, sollten das „aus organisatorischen Gründen“ vorher ihrem Klassenlehrer mitteilen, heißt es in der Bildungsverwaltung. Verweigert werden kann ihnen die Unterrichtsbefreiung aber nicht.

Die Schüler haben die Wahl: Wer will, kann auch zum Unterricht gehen. 2011 entschieden sich die meisten evangelischen Schüler dafür. Wie es in diesem Jahr aussieht, wird man erst am Tag danach wissen – doch Kirchengemeinden, die zum Buß- und Bettag besondere Angebote für Kinder und Jugendliche machen, freuen sich über leicht gestiegene Anmeldezahlen. So berichtet die Sprecherin des Kirchenkreises Stadtmitte, Christiane Bertelsmann, von mehr als 600 Interessenten für einen kirchlichen Bildungstag: Unter dem Motto „Erinner Dich mal!“ wollen Schüler und Lehrer gemeinsam Orte wie die Gedenkstätte Hohenschönhausen oder das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas besuchen. „Wir wollen damit den Kerngedanken des Buß- und Bettags deutlich machen“, sagt Bertelsmann. „Es geht ums Innehalten, Zurückschauen und Besser machen.“

Und der Pfarrer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Martin Germer, erwartet am Mittwoch um zehn Uhr mehrere hundert Schüler zu einem zentralen Schülergottesdienst in seiner Kirche. „Bei uns braucht sich niemand anmelden – man kann also auch ganz spontan zum Gottesdienst kommen.“ So wie zum Frühgottesdienst in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt, wo um acht Uhr unter dem Motto „Heilsame Unterbrechung“ vor allem Erwachsene zum gemeinsamen Beten eingeladen sind. Benjamin Lassiwe

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