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Berlin: Betreten erlaubt – aber wie lange noch?

Das Naherholungsgebiet Poloplatz in Frohnau soll privatisiert werden. Bürger protestieren gegen die Sperrung

Nicht nur die Bürger aus Frohnau lieben ihren Poloplatz. Auch aus Neukölln, Zehlendorf und dem Abgeordnetenhaus kamen sie am Sonnabend, um gemeinsam mit den Frohnauern gegen den Verkauf des Naherholungsgebietes zu protestieren. Die Abgeordneten Frank Steffel (CDU) und Mieke Senftleben (FDP) mischten sich unter die 500 Spaziergänger auf dem 900 Meter langen Weg rund um das Gelände. „Damit zeigen wir, dass sehr wohl ein öffentliches Interesse am Poloplatz besteht“, so Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura (CDU). Anders sieht es der Senat: der idyllische Platz, etwa 70 000 Quadratmeter groß, ist zum Verkauf ausgeschrieben. Das Grundstück werde für öffentliche Aufgaben nicht mehr benötigt, so Bürgermeister Wowereit in einem Schreiben an die Anwohner. Am Montag endet die Ausschreibungsfrist des Liegenschaftsfonds.

Die Bürger des Bezirks befürchten nun, dass mit dem Verkauf des Poloplatzes die Öffentlichkeit von der Nutzung ausgeschlossen wird. Schließlich kostet der Erwerb des Platzes bis zu 1,1 Millionen Euro. Jährlich kommen etwa 80 000 Euro für die Pflege der Wege und Kastanienbäume hinzu. Marlies Wanjura glaubt daher, dass der Käufer die Privatisierung anstrebt und dann keine von der Öffentlichkeit verursachten Instandhaltungskosten zahlen will. Im Klartext: Sie fürchten eine Sperrung. Schon im Vorfeld gab es mit einem der Kaufinteressenten, dem derzeitigen Pächter, Streit. Dieser hatte im vergangenen Sommer bereits einen Teil des Rundweges geschlossen. Nach Protesten von Anwohnern wurde ein Kompromiss gefunden: Der Weg führt jetzt fünf Meter versetzt am Poloplatz entlang. Noch immer blockieren Zäune den freien Zugang. Mit Kinderwagen und für Rollstuhlfahrer wird der Spaziergang zum Hindernislauf. Angesichts der Geschichte des Platzes sei dieses Verhalten unmöglich, sagt Anwohner Roger Piotrowski. Das Gebiet war ein Geschenk des Fürsten von Donnersmarck an Kaiser Wilhelm II. und die Berliner. Bis 1932 konnten sich die Frohnauer dort beim Polospiel vergnügen. In der Nähe gründete der Fürst eine Stiftung für körperbehinderte Menschen, die heute noch existiert. Viele der Körperbehinderten nutzen den Spazierweg – durch die Zäune ist das ein Problem.

Als weitere Kaufwillige haben sich beim Liegenschaftsfonds zwei private Interessenten, sowie der „Bürgerverein in der Gartenstadt Frohnau“ gemeldet. Claus-Peter Martens vom Bürgerverein sammelt Spenden. .„Bis jetzt können wir nur den Weg kaufen.“, so Martens. Er hofft mit den Frohnauern auf das Einlenken des Senats.

Anna Bilger

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