zum Hauptinhalt

Betrugsvorwurf: CDU-Vize: Senat soll Fall Easyjet übernehmen

Der Konflikt zwischen der viertgrößten Fluglinie Europas, Easyjet, und ihren Passagieren spitzt sich zu: Politiker kritisiert Umgang mit Passagieren - Airline hält Mitarbeiter zum Stillschweigen an.

Schönefeld - Der stellvertretende Landesvorsitzende der CDU Berlin, Michael Braun, hat Strafanzeige wegen Betrugs gegen das führende britische Luftfahrtunternehmen erstattet. Zudem appelliert er an Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), wegen der Flugstreichungen und des Umgangs mit den Passagieren über die Flughafengesellschaft auf Easyjet einzuwirken. „Außerdem muss sich dringend etwas am Abfertigungsbereich in Schönefeld ändern“, sagt Braun. Er habe erlebt, dass bei Easyjet, das derzeit die Hälfte aller Flüge dort stellt, „schwangere Frauen und alte Menschen auf dem Boden sitzen mussten, weil es nur wenige Dutzend Sitzplätze gibt“. Unterdessen hat Easyjet seine Mitarbeiter angewiesen, in der Öffentlichkeit und auch an Bord nicht Stellung zu nehmen.

Michael Braun ist als selbst betroffener Passagier und Anwalt privat tätig geworden. Sein Flug nach Rom war zu Pfingsten gestrichen worden. Als er am Schalter die je 22 Euro Gebühr für den Koffer zurückhaben wollte, weigerte sich das Personal: Es sei nicht zuständig. Das Geld für die Flugtickets bekam er von seinem Internet-Reisebüro zurück. „Aber der nicht rechtskundige Passagier hat de facto keine Möglichkeit, seinen Anspruch ohne großen Aufwand geltend zu machen.“ Easyjet habe in Deutschland keinen Sitz, an den man sich wenden könne, in London sei es die Adresse im Hangar in Luton. Wenn jemand aus Deutschland klagen wolle, gebe es erhebliche Schwierigkeiten, schon die Klage den Regeln gemäß zuzustellen, „so löst Easyjet das Problem von ganz allein, weil niemand die Mühe auf sich nimmt“. Die Vorgänge müssen aber hier vor Ort schnell, kundenfreundlich und umkompliziert zu regeln sein, fordert Braun.

Die Vorfälle haben zu heftigen Diskussionen in internationalen Foren im Internet geführt – viele Mitarbeiter identifizieren sich stark mit ihrem Arbeitgeber und wollen Verbesserungen zum Wohle der Firma und der Passagiere. Ein „Senior Crew Member“ aus Berlin hatte sich bereits an die Easyjet-Geschäftsführung gewandt mit der dringenden Bitte, Crews mit Dienstzeiten am legalen Limit durch mehr Personal zu entlasten und jenes „unterbesetzte Personal“ aufzustocken, das die Crews in dem organisatorisch aufwendigen Prozess zusammenstellt. Es habe Mitarbeiter gegeben, die auch zuliebe der Passagiere fliegen wollten, aber nicht konnten. Easyjet betont, es gebe Neueinstellungen. Die Flugstreichungen seien eine Folge der vielen Fluglotsen-Streiks, vor allem in Frankreich – dort wollten die Fluglotsen ab Dienstagabend streiken. Somit wird es neuerliche Ausfälle geben. Diesmal aber nicht nur bei Easyjet.

Die Fluglinie schickte an ihre Mitarbeiter jetzt eine Rundmail mit dem Hinweis, dass niemand autorisiert sei, mit der Presse zu reden. Zudem könnten „Fluggäste an Bord Gespräche mithören, deswegen sollten Sie bitte darauf achten, was Sie in der Öffentlichkeit sagen“. Passagiere mit Fragen sollen an das Media Department in London/Luton mit der Nummer (0044 )1582 52 52 52 verwiesen werden. Ein Berliner Anwalt hat jetzt eine Facebook-Seite eingerichtet, auf der Passagiere ihre Geschichten eintragen können – diese sollen Easyjet überreicht werden.

Einen Ansprechpartner von Easyjet vermisst auch die Familie, die Montag zum zweiten Mal kurz vorm Einsteigen nach Pisa umkehren musste und sich inmitten von Tumulten mitsamt Securitykräften wiederfand. Die Kladower, die sich dahin selbst als Fans der Billig-Fluglinie bezeichneten, starten nun am 31. Juli den dritten Versuch. Der Neffe bringt die drei Erwachsenen und fünf Kinder nach Schönefeld. Der Großvater steht erneut abends als Notabholer auf Abruf bereit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false