zum Hauptinhalt
Rami K. und sein Verteidiger Marvin Schroth im Gerichtssal. K. soll im Irak Kriegsverbrechen begangen haben.

© Paul Zinken/dpa

Bewährungsstrafe für Iraker in Berlin: Mit abgetrennten Köpfen posiert

Ein 28-jähriger Iraker wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er im Rahmen des Kampfs gegen den "IS" im Irak Kriegsverbrechen begangen hatte.

Durch ein Foto, schockierend und verstörend, erlangte Ex-Offizier Rami K. traurige Berühmtheit. Der 28-Jährige ist in einer Uniform der irakischen Streitkräfte zu sehen. Mit weit ausgestreckten Armen posiert der damalige Oberleutnant: Die abgeschlagenen Köpfe von zwei getöteten Gegnern hält er wie Trophäen an den Haaren und lässt sich fotografieren. Das Berliner Kammergericht sprach den Iraker nun der Kriegsverbrechen gegen Personen schuldig. K. sei das Unrecht bewusst gewesen. „Er hat einem Gruppendruck nicht standgehalten.“ Ein Jahr und acht Monate Haft auf Bewährung verhängten die Richter.

Nach einer dreitägigen Schlacht nahe der irakischen Stadt Tikrit im März 2015 gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ war es zu dem gruseligen Foto gekommen. Zwei andere Offiziere hätten zuvor die beiden Leichen mit einer Machete enthauptet. Sie hätten den Angeklagten dann aufgefordert, die Köpfe in die Hand zu nehmen. Einen Befehl im engeren Sinne habe es aber nicht gegeben. Das Bild habe ein anderer Mann ins Internet gestellt.

Fotos als Beleg für "schwierige Lage"

Die Konstellation im Prozess sei ungewöhnlich gewesen. Schließlich handle es sich bei dem Angeklagten nicht um einen Terroristen. Er sei vielmehr in den Krieg gezogen, um sein Heimatland zu verteidigen. Nur wenige Monate vor dem Geschehen sei er in den Armeedienst eingetreten und nach kurzer Ausbildung eingesetzt worden. Nach einer zweiten Schlacht mit großen Verlusten sei er 2015 mit seiner Frau über die Türkei nach Deutschland geflohen und habe Asyl beantragt.

Im Juli 2016 wurde K. in einem Flüchtlingsheim in Friedrichshain festgenommen. Ein Security-Mitarbeiter hatte ihn wegen Bedrohung angezeigt. Es gab auch einen Hinweis auf verdächtige Fotos auf dem Tablet des Irakers. K. gestand und sagte, er habe es aus dem Internet geladen – „als einen Beleg für meine schwierige Lage im Irak“.

Strafe soll als Warnung dienen

Die Richter werteten das Geständnis strafmildernd. Und es sei berücksichtigt worden, wie und wodurch er in die Situation am Rande des Schlachtfelds geraten war, hieß es im Urteil. Er habe sich nicht durch Gewalttätigkeiten hervorgetan. „Es war eine singuläre Situation.“ Eine Bewährungsstrafe sei Warnung genug. Die Staatsanwältin hatte zwei Jahre Haft verlangt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false