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Bezirk setzt auf Spenden: Ein Euro für den Mauerpark

Die Festivalstimmung rund um den Flohmarkt lockt jedes Wochenende Zehntausende in den Mauerpark. Für den Bezirk ist das ein teures Vergnügen. Deshalb haben die Verantwortlichen nun eine Idee.

Ein Meer aus Papptellern, Plastikbesteck, Bierdeckeln und leeren Tetra-Packs erstreckt sich nach einem schönen Sommerwochenende im Mauerpark. Rund um die Mülleimer stapeln sich Plastiktüten, die von Füchsen und Krähen zerpflückt werden. 3,5 Tonnen Müll entsorgt der Bezirk Pankow jeden Montag – obwohl er dafür eigentlich kein Geld hat. Bald könnten Anwohner und Touristen das Reinemachen finanzieren: Sie sollen an Automaten freiwillig einen Euro bezahlen.

„Da bricht sich keiner eine Krone ab“, findet Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne). Und rechnet vor: Wenn von den 50 000 Besuchern an den Wochenenden nur jeder Zehnte einen Euro einwirft, könnte davon das Aufräumen bezahlt werden. Derzeit gibt Pankow jedes Jahr rund 100 000 Euro für den Müll in dem acht Hektar großen Areal zwischen Prenzlauer Berg und Wedding aus, das ist jeder achte Grünflächen-Euro des Bezirks. Für die Spielplätze und Friedhöfe sowie Blumen und Bäume auf den restlichen 5000 Hektar Grün bleibe dann nicht genügend Geld übrig, sagt Kirchner.

Die Idee für den Ticketautomaten kam den Verordneten im Ausschuss für Stadtentwicklung, als die Botanische Anlage Blankenfelde zur Sprache kam. Dort wurde im Oktober vergangenen Jahres ein Ticketautomat aufgestellt, der seitdem 8000 Euro einbrachte. Unterstützung für das Vorhaben bekommt Kirchner sowohl aus der CDU- als auch aus der SPD-Fraktion. „Der Mauerpark ist die wahrscheinlich meistgenutzte Grünanlage Berlins. Diejenigen, die ihn so intensiv nutzen, sollen ihn auch durch Spenden mitbezahlen“, sagt der Ausschussvorsitzende Roland Schröder (SPD).

Noch mehr Impressionen vom Mauerpark:

Anders sieht das Alexander Puell vom Verein „Freunde des Mauerparks“. Er meint, dass eigentlich das Land Berlin einspringen müsse. „Wenn der Park überregional genutzt wird, soll er auch überregional finanziert werden.“ Nur während der Woche sei der Park Natur, Sport- und Erholungsstätte für die Anwohner, an den Wochenenden habe er aber durch Flohmarkt, Karaokesingen, Fußball und Grillen Volksfestcharakter.

Zu allem Überfluss funktionieren im Park die unterirdischen Müllcontainer nicht, die nun ausgetauscht werden müssen. Immerhin helfen dem Bezirk seit dem vergangenen Sommer die Flohmarktorganisatoren. „Sonntagmorgens schicken wir unsere Leute mit Müllsäcken durch den Park“, sagt Mitbetreiber Lars Herting. Tagsüber stellen sie zusätzlich 20 Mülltonnen auf den Rasen.

Wenn Pankow im nächsten Frühjahr tatsächlich die drei Ticketautomaten aufstellen sollte, wäre er der erste Bezirk, der Parknutzer zur Kasse bittet. Bislang macht das nur die Firma Grün Berlin GmbH, die dem Land Berlin gehört. Sie verlangt etwa einen Euro für den Naturpark Südgelände in Schöneberg oder drei Euro für die Britzer Gärten.

Derzeit pflegt Grün Berlin mit Landesgeldern auch das Tempelhofer Feld und den Park am Gleisdreieck – weil sich die Parks noch im Bau befinden. Wenn sie einmal fertig sind, müssen die Bezirke für die Pflege aufkommen.

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