Lesermeinung: Kein Stolperstein sollte am Geld scheitern
Als Angehöriger von Holocaust-Opfern schlägt unser Leser eine Grundfinanzierung von Stolpersteinen aus Stiftungsmitteln vor.
Als Angehöriger, der im September 2016 zwei Stolpersteine in Berlin-Charlottenburg verlegt hat und der aktuell wegen weiterer Verlegungen im Kontakt mit der verantwortlichen Mitarbeiterin in Berlin-Schöneberg ist, möchte ich mich zu dieser Angelegenheit äußern.
Für die beabsichtigte Verlegung in Berlin-Schöneberg habe ich bereits erste Hilfestellungen und engagierte Unterstützung durch die zuständige Mitarbeiterin des Kulturamts erhalten, die mir sowohl mit Recherchen als auch mit Tipps sehr behilflich ist. Es ist daher aus meiner Sicht auch weiterhin sehr zu unterstützen, dass der Bezirk eine Mitarbeiterin beschäftigt, die sich im Rahmen einer Teilzeitstelle hauptamtlich mit den Stolpersteinen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg beschäftigt, u.a. um Angehörige und Initiativen im erforderlichen Maße zu unterstützen. Das ist im Vergleich zu anderen Berliner Bezirken ein wichtiger Beitrag, für die auch emotional sehr belastende Beschäftigung mit dem Schicksal der eigenen Verwandten und für das oftmals einzige Gedenken eine professionelle Unterstützung zu erhalten.
In Gedenken an die Ermordeten
Wie bekannt, ist die Existenz der Stolpersteine der Initiative von Gunter Demnig zu verdanken, ohne den zusammen mit den vielen ehrenamtlichen Helfern und den wenigen angestellten Unterstützern sich diese Erinnerungskultur nicht hätte entwickeln können. Insofern darf man den zivilgesellschaftlichen Hintergrund nicht vergessen, dass es dabei gerade nicht um staatlich verordnetes Gedenken geht.
Die verlegten Stolpersteine beruhen neben der Initiative von Angehörigen auf dem Engagement von Hausbewohnern, Stadtteilinitiativen, Kirchengemeinden und anderen Interessierten, die den Ermordeten dazu verhelfen, erinnert und nicht vergessen zu werden. Dies gibt den Beteiligten mehr Freiheit bei der Gestaltung der Feierlichkeiten und der Zeremonien rund um die Stolpersteinverlegung, wie ich es auch selbst mit meiner Familie und meinen Freunden erlebt habe, mit denen wir das Gedenken an meine Verwandten mit Ansprachen und Musik sehr feierlich begangen haben.
Erinnerungsarbeit sollte unterstützt werden
Für diejenigen, die die Kosten für die Stolpersteine aus finanziellen Gründen nicht aufbringen können oder aus moralischen Gründen nicht aufbringen wollen, sollte es Stiftungsmittel geben, auf die man dafür zurückgreifen kann. Es sollte keine Stolpersteinverlegung an den fehlenden Geldmitteln für den einzelnen Erinnerungsstein scheitern.
Dabei ist es aus meiner Sicht außerordentlich wichtig, dass alle – Angehörige, Interessierte und Engagierte – die mit den Stolpersteininitiativen verbundenen Personen bei ihrer wichtigen Erinnerungsarbeit mit allen Kräften unterstützen. Sie in ein falsches Licht zu rücken, ist aus meiner Erfahrung ungerecht und schafft Schwierigkeiten, wo an sich alle vereint an einem Strang ziehen sollten, damit die Stolpersteinbewegung so lange wie möglich in der Öffentlichkeit weiterarbeiten und die Allgemeinheit weiter erinnern kann.
Mit freundlichen Grüßen
T.M.