zum Hauptinhalt
Das Eingangsschild der U-Bahn-Station Mohrenstraße.

© Fabian Sommer/dpa

Berliner Bezirk prüft Umbenennungen: Kriegt Pankow jetzt auch einen Fall „Mohrenstraße“?

Nach der Debatte um die Mohrenstraße in Mitte prüft auch Pankow sein „koloniales Erbe“. Drei Straßen sind wegen problematischer Namen bereits im Fokus.

Von Christian Hönicke

Kriegt Berlin-Pankow jetzt eine Causa "Mohrenstraße"? Der Bezirk will Umbenennungen von Straßen mit "kolonialem Erbe" prüfen. Anlass ist die Debatte um die Mohrenstraße im benachbarten Mitte. Die soll ja aufgrund des "rassistischen Kern des Namens" in Anton-Wilhelm-Amo-Straße umbenannt werden. Die Grünen-Abgeordnete June Tomiak wollte daher von der Senatsverkehrsverwaltung wissen, ob auch in anderen Bezirken eine Änderung von "problematischen" Straßennamen im Zuge "einer kritischen Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte" geprüft werde.

Und in der Tat: Es sei beabsichtigt, "bis 2024 das koloniale Erbe regionalgeschichtlich für den Bezirk Pankow (...) zu erforschen und zu vermitteln", teilt die Senatsverwaltung mit Berufung auf Pankows Bezirksamt mit. Dieser Frage nehme sich das Museum Pankow an, das dazu bereits Mittel bei der Senatskulturverwaltung beantragt habe.

[Dieser Text stammt aus dem Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Pankow-Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Drei Straßen werden dabei nun gleich einmal genauer unter die Lupe genommen. Konkret würden sich die ersten Recherchen mit der Heynstraße in Pankow Kirche beschäftigen. Die ehemalige Wohnung des Fabrikanten Fritz Heyn in der Heynstraße 8 ist ein Schmuckstück des Bezirks. Sie ist originalgetreu erhalten und inzwischen ein Teil des Museumsstandorts Pankow.

Doch Heyn "handelte Jahrzehnte mit Stuhlrohr und erwarb hiermit seinen Reichtum", heißt es. Er soll dazu erbeutete Rohstoffe aus den tropischen Regenwäldern Südostasiens verwendet haben. Welche Rolle in der deutschen Kolonialgeschichte Heyn dabei genau spielte, soll nun erforscht werden.

Eine andere Recherche soll sich "auf die Familie des Schiffsreeders Gustav Adolf Schön konzentrieren". Der Hamburger Kaufmann ist eine prominente historische Figur in Weißensee. Er kaufte 1872 weite Teile des alten Ritterguts und trieb mit Bodenspekulation und eigener Bautätigkeit die Errichtung von "Neu-Weißensee" und den Aufstieg zu einem beliebten Wohnort voran.

Sowohl die Schönstraße als auch die Gustav-Adolf-Straße in Weißensee sind heute nach ihm benannt. Ob das auch künftig so bleibt, wird nun intensiv geprüft - problematisch ist dabei laut Senatsverwaltung, dass Schön große Teile des ehemaligen Rittergutes "aus den Einnahmen seiner kolonialen Aktivitäten in Übersee" erworben hat.

Und hier mehr der aktuellen Themen im Newsletter aus Berlin-Pankow

- Bezirk setzt sich durch: Berlins erster Klimaschutz-Bebauungsplan kommt

- Pinselrevolte geht weiter: Der Kampf für mehr Verkehrssicherheit in den Kiezen

- Kinderfeindliche Politik? Pankower Jugendeinrichtungen fürchten Schließung

- "Karow Süd": Bezirksamt sieht keine Chance gegen Senat

- "Finanzierungsdebakel": Kritik an schleppender Planung für Kombibad

- Alkoholverbot und mehr Polizei im Mauerpark: CDU fordert Sofortmaßnahmen gegen „Exzesse“

- Rettungsplan für Kulturbrauerei: Sicherung der Kulturnutzung wohl ab Oktober

- "Taktisches Foul": Entscheidung zum Jahn-Sportpark nicht mehr vor der Wahl – so reagieren die Parteien

Die Tagesspiegel-Newsletter gibt es für alle 12 Berliner Bezirke und haben mittlerweile schon mehr als 250.000 Abos. Darin informieren wir Sie einmal in der Woche gebündelt und kompakt darüber, was so los ist in Ihrem Kiez. Auch lassen wir in den Newsletter oft Leserinnen und Leser zu Wort kommen, schließlich kennt keiner die Kieze so gut wie die Leute, die dort leben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false