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Schulschwänzen kommt an allen Schultypen und in allen Bevölkerungsgruppen vor.

© Peter Kneffel/dpa

Bis zu 700 Schüler betroffen: Neukölln startet Pilotprojekt gegen Schulschwänzen

In Neukölln ist der Anteil derjenigen Schüler:innen, die regelmäßig dem Unterricht fernbleiben, besonders hoch. Ein neues Schuldistanz-Team soll das ändern.

In Neukölln ist die Quote derjenigen Schüler:innen, die den Unterricht regelmäßig schwänzen, im Berlinvergleich besonders hoch. Das Jugendamt will hier nun eingreifen und hat ein neues Modellprojekt gestartet, das sogenannte Schuldistanz-Team, das laut Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) berlinweit einzigartig ist.

Die Abteilung soll ab dem neuen Schuljahr, also ab dem 9. August, Familien aufsuchen und unterstützen, wenn die Schüler:innen nicht zum Unterricht erscheinen. Laut Liecke soll das Team bereits bei fünf angesammelten Fehltagen eingreifen. Nach diesen fünf Tagen oder äquivalent 30 Fehlstunden wird eine sogenannte Schulversäumnis-Anzeige erstellt. 

Die Eltern müssen dann im Schulamt erscheinen – tun sie das nicht und erscheint das Kind auch nicht wieder in der Schule, riskieren sie ein Bußgeld von bis zu 2500 Euro. Neukölln gehört zu den Bezirken, die die meisten Bußgelder für Schulschwänzer:innen verhängen. 

Ob diese Bußgelder allerdings einen Effekt haben, ist umstritten: Oft scheitert schon das Eintreiben der Beträge, die sich in der Regel eher im dreistelligen Bereich bewegen. Und ob Familien, die oft bereits eh vielfältige Probleme haben, diese durch eine Strafzahlung lösen können, kann bezweifelt werden.

Das Schuldistanz-Team ist ein neuer Ansatz: Es soll die Eltern bis zu sechs Monate lang sozialpädagogisch beraten und betreuen sowie an mögliche weitere Angebote vermitteln. Anträge oder Ähnliches sind dazu nicht nötig. Dazu zählen etwa Familienzentren oder auch die Schuldnerberatung. Das Team soll dabei eng mit den Schulen und deren Schulsozialarbeiter:innen zusammen arbeiten.

[Dieser Text stammt erschien zu erst in unserem Bezirksnewsletter für Neukölln. Den können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Laut Liecke ist die sogenannte Schuldistanz, also das Schwänzen, auf verschiedene Ursachen zurückzuführen und nicht auf bestimmte Bevölkerungsgruppen oder Schultypen begrenzt. Häufig kämen bei Schulschwänzer:innen Faktoren wie negative Erfahrungen, ein nicht gelungener Übergang an eine neue Schule, problematische Familienverhältnisse, persönliche Merkmale oder auch ein ungünstiges soziales Umfeld zusammen. Kurz: Wer Probleme in der Schule habe, habe häufig auch welche in der Familie.

Liecke schätzt die Zahl betroffener Schüler:innen in Neukölln auf etwa 700. „Hier ist kein Aufwand zu groß, denn Schuldistanz hat in vielen Fällen enorme Auswirkungen auf die Bildungs-, Karriere- und Lebenschancen der Kinder“, teilte er mit. Finanziert wird das Modelprojekt aus dem sogenannten Flexi-Budget des Senats.

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